Squarepusher – Music Is Rotted One Note
Der Squarepusher ist ein böser Mann. Er will nicht, daß wir uns einfach nur wohlfühlen, will nicht, daß wir zufrieden sind mit unseren Platten, unseren Radiosendungen, unserem Leben. Er will Zweifel säen, Mißklang und Zwietracht, auf daß unsere Ohren, so sie nicht vorher implodiert sind, erweitert werden für die Qualitäten von Schmerz, von Brüchen und Disharmonien. Deswegen macht der 24jährige Brite, der bürgerlich Tom Jenkinson heißt, nach seinen herrlich hysterischen Fusion-Breakbeat-Exzessen jetzt nochmal einen Schritt um die Ecke, in Richtung improvisierter, roher, extrem freigeistiger Tonkunst. Und vor allem: analog und handgespielt. Was Jenkinson bei seinen aufsehenerregenden Live-Auftritten schon immer verwirklichte, das wilde Spiel am Baß, erweitert er hier um Schlagzeug und tausendundein Geräusch und produziert damit soviel Free-Jazz, wie es im Rahmen seines ja eigentlich der Club-Kultur verhafteten Vorzeige-Elektronik-Labels Warp nur denkbar ist. Als (immer wieder benutzte, hier aber greifende) Querverweise mögen Sun Ra, Pharoah Sanders und Karlheinz Stockhausen, aber auch P-Funk und Fusion in ihrer höchsten Verdichtung herhalten, das ganze mit einem in Sound und Struktur sehr offenen, fast garagigem Charme. Aber nicht nur Pein, auch offensichtliche Schönheit findet hier ihren Platz, wunderschön jazzig-minimalistische Läufe, wo Squarepusher tatsächlich mal gegen seine goldene Regel verstößt und zwei Takte hintereinander gleich sein läßt, um kurze Zeit später einen dreifachen Rittberger zu probieren. Weniger wohlmeinende Menschen würden möglicherweise sagen, daß sich diese Platte anhört, als hätte ein Mensch in Isohaft alle Drogen der Welt hintereinander ausprobiert. Aber erstens ist das durch die Jahrzehnte hindurch ein tragisches Mißverständnis gewesen, und zweitens ist Tom Jenkinson straight.
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