Squeeze – East Side Story

Wenigstens auf Squeeze ist in dieser Zeit der wankenden Werte noch Verlaß! Mit EAST SIDE STORY schütten sie jedenfalls wieder vierzehn (!) erstklassige kleine Pop-Songs aus dem Füllhorn, wie andere Asse aus dem Ärmel.

Paul Carrack, der noch auf der jüngsten Tour von Roxy Music die Tasten drückte, hat den Posten von Jools Holland übernommen und singt sogar mal die Leadstimme („Tempted“). Das Songschreiben bleibt jedoch fest in der Hand von Chris Difford und Glenn Tilbrook, denen so schnell keiner das Wasser reichen kann. „In Quintessence“ hat Dave Edmunds produziert und damit abermals ein Juwel des Pop geschaffen, das durch die kräftige akustische Gitarre und durch das feinsinnige Gesangsarrangement an Nick Lowes beste Phase von LABOUR OF LUST erinnert.

Den Rest des Albums hat Elvis Costello produziert und durchweg saubere Arbeit geleistet. Sogar die stilistischen Experimente am Ende von Seite 2 klingen glaubwürdig: „Vanity Fair“ ist auf „klassisch“ getrimmt wie etwa „Eleanor Righby“, und „Messed Around“ schwimmt auf der halb-akustischen Rockabilly-Welle der Stray Cats.

Sicher wird EAST SIDE STORY manchen zu sehr in die 60er Jahre zurückversetzen. Vor allem an den Modulationen von „Is That Love“ hört man überdeutlich die Beatles heraus. Nun beherrschen Squeeze die Disziplin jener kurzen, harmonischen Popsongs wie ein Garderegiment seine Exerzierübungen – im Unterschied zu all diesen neu-altmodischen Bands mit breitem Schlips und geradem Sakkoschnitt, die z. Zt. aus dem Boden sprießen und immer so klingen wollen wie die Jam, wenn diese gerade die Who kopieren. „Mumbo Jumbo“ ist hierfür der Beweis und Versöhnung zugleich – seine flüssigen Vokalsätze hätten den Hermans Hermits oder den Zombies zur Ehre gereicht.

Zugegeben: auf diesem vierten Album von Squeeze findet sich nichts Weltbewegendes. Aber an einem unbeschwerten Sommertag könnte EAST SIDE STORY durchaus ins stimulierende Beiwerk passsen.