Squeeze – Sweets From A Stranger
Kein Zweifel – SWEETS FROM A STRANGER ist eine gute LP und gleichzeitig doch eine Enttäuschung. Mißt man sie an ihren vier Vorgängern – alles absolute Meisterwerke intelligenter Popmusik – so werden die Abnutzungserscheinungen allzu deutlich. War auf der letzten Platte EAST SIDE STORY – meine meistgespielte LP 1981 – ein Song besser als der andere – man erinnere sich nur an die Pop-Perle „In Quintessence“ oder die Soul-Ballade „Tempted“ – so kommen viele Stücke von SWEETS über gehobenes Mittelmaß nicht hinaus.
Das Gute vorweg. Glen Tilbrook und Chris Difford schreiben immer noch nette kleine Geschichten, die sich meist um Liebe drehen, jedoch fern jedes klischeehaften Schmalzes sind. Zwei Texte – „Black Coffee In Bed“ + „His House Her Home“ – haben es mir besonders angetan. Wohl deshalb, weil ich die besungenen Situationen selbst durchlebt habe und finde, daß die dabei ablaufenden Gefühle sehr authentisch in Worte umgesetzt wurden.
„Black Coffee In Bed“ ist auch mein musikalischer Favorit: eine sanfte Ballade mit souligem Gesang, tollen Uuuuuuhs, wimmernder Orgel und viiieeel Herz. Auch stark der an .In Quintessence“ erinnernde Ohrwurm „I’ve Returned“ mit gekonnt eingesetzten Tempiwechseln und schönem Klimper-Piano und Glokkenspiel. Außerdem positiv zu vermerken: der Riff-Rocker „I Can’t Hold On“, die rührige Ballade „Point Of View“ und das schnelle „Stranger Than Stranger On The Shore“ – allein wegen des vorantreibenden, pumpenden Basslaufs. In diese Aufzählung der besten Stücke gehört eigentlich auch die verhaltene, stimmungsvolle Swing-Nummer „When The Hangover Strikes“. Wäre da nicht das schwülstige Orchester im Hintergrund, das ebenfalls den an sich guten Song „Tongue Like A Knife“ völlig überproduziert klingen laßt.
Alle bisher genannten Lieder sind recht Squeze-typisch. Bei vier der zwölf Songs hat man sich einer anderen Produktionsweise besonnen und so abgemischt wie man in England halt momentan produziert: Die Rhythmustracks, besonders das Schlagzeug stehen im Vordergrund und bestimmen den Sound. Das Ergebnis, das Squeeze dabei erreichen, kann jedoch nicht voll überzeugen – „Onto The Dance Floor“ ist ein Totalausfall – die flockigen Pop- oder die flotten Rock-Songs stehen ihnen eindeutig besser zu Gesicht.
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