St. Pauli Affairs :: Sleazy Listening
Deutschland in den späten 6oern und frühen 70ern: Curd Jürgens‘ Beruf war damals Haudegen, Horst Frank unglaublich jung und Christiane Krüger sehr blond. Fritz Wepper gab noch nicht den braven Derrick-Diener, sondern lieber den schwer durchtriebenen Jungspund: in einer cineastischen Welle, die heute unter dem Begriff „St. Pauli-Filme“ einsortiert wird. Zwischen 1968 und 1973 spielte die Reeperbahn und deren unvermeidliche Begleiterscheinungen – Prostitution, Drogen, Gewalt, Gangs-im deutschen Kino mehr als 30 Mal die Hauptrolle. Das mag heutzutage sonderbar erscheinen, kam aber seinerzeit einer Sensation gleich. Die Reeperbahn-Filme brachen mit dem Harmonie triefenden Kino der Adenauer-Ära; gezeigt wurden Bilder, die mit dem bürgerlichen Leben nichts zu tun hatten und . gerade deshalb so erfolgreich wurden. Die Filme mit „St. Pauli“ im Titel gerieten allesamt zu Kassenschlagern, und zwei Männern aus Köln-Sülz ist es zu danken, dass die Musik ‚ dazu jetzt wieder en gros greifbar ist Alexander Imiela und Sascha Bretz haben mit ST. PAULI AFFAIRS einen Samplerkompiliert, auf dem neben den üblichen Verdächtigen – Peter Thomas und Peter Schirmann – auch heute längst vergessene Sleazy-Listening-Füchse wie Berry Lipman und Roland Kovac ebenso schmissig wie lässig grooven. Hemmungsloses Hammond-Gewaber, gut gefönte Bläsersätze, schwüles Gestöhne – alles vorrätig auf ST. PAULI AFFAIRS. Und wer sich mutig in den Sitzsack schmeißt, hat bei Titeln wie „Haschkeller“ und „Lesbische Nummer“ mehr als nur eine Ahnung davon, wie verdammt verrucht das damals alles war auf der Reeperbahn.
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