Stadt Der Engel

Wie sehr unterscheidet sich der Himmel über Berlin von dem über Los Angeles? Eine berechtigte Frage, denn Hollywood hat Wim Wenders‘ Elegie über die unendliche Kraft der Liebe von der damaligen Mauerstadt in die kalifornische Metropole verlegt und ausgerechnet CASPER-Regisseur Brad Silberling mit der Realisierung des subtilen Projektes betraut. Der erweist sich als Glücksgriff, auch wenn von der Vorlage nur das Handlungsgerüst übrig blieb. Wieder gibt ein Engel, der in der Stadt der Engel unsichtbar für die Augen der Menschen über ihre Geschicke wacht, im Namen der Liebe seine Unsterblichkeit auf, nachdem er sich in eine Herzspezialistin verliebt, die nicht über den Verlust eines Patienten hinwegkommt. Wie Wenders‘ Original ist auch Silberlings Film vor allem eine Hommage an die Stadt, in der er spielt: So fantasie- und liebevoll hat er die City of Angels eingefangen, daß man selbst das zwar schöne, aber auch recht salbungsvolle Spiel von Schutzengel Nicolas Cage verzeiht, der jede Bewegung der brillanten Meg Ryan geradezu in sich aufsaugt. Der sinnliche Pas de deux zwischen Cage und Ryan steigert sich zu einem tragischen und doch ein wenig vorhersehbaren Melodram, aber wenn sich Cage in der letzten Szene in die Meeresbrandung stürzt, dann kann man sich wahrhaft keine schönere Metapher für die Schönheit des Lebens und die Fähigkeit, mit allen Sinnen zu fühlen, geben. Das Salzwasser wäscht zudem alle Kitschrückstände restlos ab.