Stanley Frank – Play It Till It Hurts

Wie muß Rock’n’Roll anno 1981 klingen? Kurze und prägnante Antwort:

So! Während die alten, erfahrenen Herren von Rockpile, gerne als der Prototyp der aktuellen R’n’R-Kapelle verkauft, schon nach ihrem ersten gemeinsamen Album wegen internen Zwistes das Handtuch geworfen haben, bleibt den Liebhabern dieser Musikgattung neben den von Dave Edmunds produzierten Stray Cats nur unser kanadicher Freund Stanley Frank. Voraussetzung ist jedoch, daß der Fan kein Purist par excellence ist und nur die alten Helden vom Schlage des frühen Elvis, Jerry Lee Lewis und/oder Eddie Cochran auf seinem Plattenteller duldet, während er sich in die engen Röhrenjeans zwängt und seine Schmalztolle elegant nachzieht. … PLAY IT TILL IT HURTS ist, wie bereits angedeutet, moderner Rock’n’Roll, ohne Zweifel auch als Tribut an o.g. (Mit-) Erfinder gedacht, als kleine Verbeugung und als Dankeschön für Inspirationen. Jedoch handelt es sich hierbei um keine Produktion mit rein nostalgischem Charakter.

Geradeheraus, schnörkellos, treibend und unverkrampft zieht Frank mit seinen Mitstreitern Paul Hannah (Drums), Anton Evans (Bass) und Woody West (Gitarre) los und singt rotzfrech von Girls, Girls, Girls. Songtitel wie „Sister Delight“, „Rocco’s Girl“, „Nylon Meat Dreams“, „Love Like A Hammer“, „Hot On You“ und „Waiting ForThe Big Time“ mögen einen Eindruck davon vermitteln, was bei Frank Sache ist.

Aber der smarte Blonde im eleganten Lederjacket hat nicht nur die holde Damenwelt im Kopf. Es gibt auch ironische Momente auf dieser Platte, z. B. Stanley Franks Seitenhieb auf die Saturday Night-People der Discogeneration. In „We Want A War“ geht es im weitesten Sinne um den menschlichen Herdentrieb. Fragestellung: Ziehen die auch alle kritiklos in den Krieg? Klar, stellt er provozierend fest. Solange die Mobilmachung nicht auf einen Samstag Abend fallt! Eine Auflistung hat er auch noch parat, für wen ein solcher Krieg „sinnvoll“ sein könnte: für die Gesellschaft, die Wirtschaft, die Zukunft, die Kinder, die Veteranen, für Pepsi, für Coke, General Motors, Mc-Donalds, Eisenhower… „I hear the magnitude of our marching shoes makes me feel so good to be one ot the crew. What are we waiting lor. We want a war. What are we living for…“

Da ist schon eine ganze Portion Zynismus im Spiel, aber eben auch ein Funken Wahrheit, wenn nicht zwei. Und das stimmt nachdenklich.