Stephen Malkmus: Köln, Prime Club :: Verehrungswürdiger Pop
Schlaksig, unsicher und fast schüchtern, so steht die Ikone des Indie-Rocks in Begleitung dreier Musiker auf der Bühne. Stephen Malkmus, kreativer Kopf seiner Ex-Formation Pavement, stellt sich heute einer Herausforderung: Es gilt zu beweisen, dass er auch ohne Pavement im Rücken ein erstklassiger und ernst zu nehmender Künstler ist. Kein leichtes Unterfangen. Man bedenke, dass diese Band in den cjoern Meilensteine wie „Slanted And Enchanted“, „Crooked Rain, Crooked Rain“ und „Brighten The Corners“ veröffentlicht hat. 1999 dann der Split. „Stephen Malkmus“, sein selbstbetiteltes Solo-Debüt, hat er im Sommer und Herbst 2000 in seiner Wahlheimat Portland aufgenommen.
„Black Book“, gefolgt von „Phantasies“ sind am heutigen Abend die ersten zaghaften Versuche, das Publikum auf seine Seite zu locken. Derweil entzieht sich die Stimmung im Prime Club jeglicher Beschreibung. Man ist verzaubert, steht mit offenem Mund vor der Bühne und ist begeistert von so viel Präsenz und Charisma. Ungläubig und andächtig sieht und hört man zu, wie Malkmus es ohne große Anstrengung schafft, mit seinen einfachen, aber keinesfalls primitiven Songs den Raum mit Sounddiamanten zum Glänzen zu bringen. „JoJo’s Jacket“ widmet der Schuljunge mit dem Seitenscheitel und den viel zu langen Haaren einer Frau namens Anja. Die Band spielt bestechend homogen, und man spürt, dass sich diese Truppe blind versteht.
Gerade mit Joanna Bolm am Basi, welche weit mehr als nur schmückendes Beiwerk ist, scheint Stephen Malkmus eine ganz besondere künstlerische Einheit zu bilden. In ständigem Blickkontakt und agogischen Bewegungen werden selbst technisch schwierige Läufe punktgenau zusammen abgeschlossen. Wenn den beiden dann ein Lächeln über das Gesicht huscht, weil sie sich freuen, die schwierige Passage nicht verpatzt zu haben,fühlt man sich auserwählt, in diesem intimen Rahmen dabei sein zu dürfen. Wunderbar harmonisch und stellenweise aufbäumend wild rockt Malkmus souverän durch sein knapp einstündiges Set. Dabei ist es auch überhaupt nicht schlimm, dass das Publikum nicht völlig euphorisch austickt, sondern einfach nur locker und ruhig mit der wohlig warmen Woge eines Ausnahmekonzerts verschmilzt.
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