Stereo Total – My Melody

Was Sie schon immer über die Liebe wissen wollten, aber von einer CD nicht zu erwarten wagten: Stereo Total haben – häßliches Wort – ein Konzeptalbum zum Thema gemacht. „Eine Mädchenplatte“, sagt Brezel Göring.“Eine Platte über die Liebe“, sagt Francoise Cactus und beeilt sich im Eröffnungssong des vierten Stereo Total-Albums, der Hörerschaft die kosmetische Seite der Liebe haarklein auseinanderzulegen („feine Solutionen für deine Problemzonen, Beautycase, öffne dich!“). Wer danach noch genügend Liebeshunger verspürt, wird mit 15 Heulern auf Jukebox-Niveau belohnt. Sanfte Balladen („Tout Le Monde Se Fout De Fleurs“, Fake-Reggae („Die Krise“),fieser Kirmes-Trash („Milky Boy Bourgeois“) – was Ihr wollt! Zu den Adressaten unverblümter Liebeserklärungen zählen alte Bekannte („Ringo, I Love You“, „I Love you, Ono“, „Tokyo, Mon Amour“) und neue Eroberungen wie „Alexander mit den grünen Augen“. Der besondere Charme dieses rosaroten (wahlweise: giftgrünen) Machwerkes (wahlweise: Meisterwerkes) speist sich aus der liebevollen Diskrepanz zwischen Text und Musik, die nur eine Interpretation zuläßt: Thema verstanden. Die Beatbox tuckert unaufhörlich, Gitarren schrammein unnachgiebig, die Orgel surrt ganz krank aus dem Nebenraum, und für die amourösen Obertöne sorgt die Cactus höchstselbst: „Ich bin heiß wie ein Ofen, und ich bin froh wie ein Fink“.Tja,“Plötzlich ist alles anders“. Das gilt auch für Joe Le Taxi“, eine gutväterliche Predigt von Brezel Göring auf Basis des Vanessa-Paradis-Schlagers.