Stereolab – Cobra And Phases Group Play Voltage In The Milky Night :: Hypnotisch
Sensible Musikliebhaber könnten irreparable Schäden davontragen, wenn sie das erste Stück auf diesem Album ohne Vorwarnung konsumieren. Unser Service-Angebot: Den Volume-Regler leiser drehen und sich gedanklich auf ein Free-Jazz-Album von Sun Ra oder Albert Ayler einstellen. Erst nach der Hälfte des bläserumtosten Tracks „Fuses“ übernimmt Laetitia Sadier versöhnlich mit ihrer Stimme das Kommando. Lobend soll vermerkt sein, daß Stereolab solch ein Stück nicht irgendwo weit hinten auf ihrem neuem Album verstecken. Sie stellen es ganz selbstbewußt an den Anfang. Höre oder verrecke! Wir hören natürlich weiter und gieren nach anderen Großtaten. In dem gut elfminütigen „Blue Milk“ verstehen Tim Cane und Laetitia Sadier es, schier endlose Spiralen um einen einzigen Keyboardton zu ziehen, ohne einen Moment der Langeweile aufkommen zu lassen. Das Spiel mit Erwartungshaltungen und Assoziationen, mit Spannungsmustern, die nicht befolgt werden, zählt zu den zentralen Stilmerkmalen der Briten, deren neue Songs eine sanfte Tendenz zum Jazz erkennen lassen. Und sonst? Das vollendet frankophile Geschwurbel von Frau Sadier und die windelweichen Streichereinlagen von Tim Canes bilden einen hübschen Kontrast zu den hypnotischen Funk- und Krautrock-Crooves der Rhythmus-Abteilung. Als Co-Produzenten waren diesmal der Große Jim O’Rourke und John McEntire (Tortoise) tätig. Sean O’Hagan von den High Llamas war für den Bläsersound verantwortlich. Am schönsten ist aber, daß diese für Pop-Verhältnisse durchaus betagte Band (Gründungsjahr 1991) kontinuierlich zu überraschen weiß.
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