Sternstundender Bedeutungslosigkeit

Der Schamoni ist ein Pfiffkopf. Wissen wir längst. Verkaufte sich als Kiez-Womanizer, linkssockiger Chansonnier, Schlager-Ehrenretter usw. Mehr schlech:als recht allerdings, unter kulturindustriellen Kriterien betrachtet. Weshalb er den ganzen Album-VÖ-und-Promo-und-Tour-Kram ja nun auch bleiben lassen möchte. Wer genauer hinhörte bei seiner Musik und seinen Lyrics und wer sich nicht nur quer lesend von Wortwitz zu Pratzpointe durch seine ersten beiden Bücher hangelte, konnte erkennen: Der Schamoni will nicht nur unterhalten, den charmanten, versierten Dummen August für die „Hamburger Schule‘ spielen. Rocko reibt sich am Leben bis die Späne fliegen, er zweifelt daran und verzweifelt auch. Das wurde jüngst auf seinem vielleicht letzten Album Rocko Schamoni & Little Machine ein gutes Stück deutlicher. Und auch „Sternstunden der Bedeutungslosigkeit“ wird erzählt von einem nachdenklichen, philosophisch durchwirkten Schamoni. Tatsächlich ist es so. dass man die Geschichte von jenem Michael Sonntag, die sich eigentlich kaum „Geschichte“ nennen lässt, weil sie vor allem das hoffnungslose Gekrieche und Siechen in einem (Hamburger) Kiez beschreibt, der sich so groß anfühlt wie eine Abstellkammer, nicht lesen kann, ohne diesen Sonntag mit Schamoni gleichzusetzen. Auch wenn hier anhand einiger biografischen Veränderungen keine tatsächliche Fortsetzung von „Dorfpunks“ vorliegt, so bleibt doch der Eindruck bis zum Ende bestehen: Der Autor erzählt vor allem von sich und seiner Vergangenheit – ein Eindruck,der nicht zuletzt dadurch verstärkt wird, dass „Sternstunden“ immer wieder auch um die existenzialistischen Themen kreist, die Schamoni auf seiner letzten LP behandelt hat. Es tauchen sogar Lyricszeilen wortwörtlich auf. Um hier aber keinen falschen Eindruck zu erwecken: „Sternstunden“ ist bei all dem Kreisen ums Nichts ein großer, kurzweiliger Spaß, eine kleine Befreiung. Denn das, was Sonntag und seine Bande von haltlosen Freunden und Freaks da treiben, und das, was die Frauen mit Sonntag treiben, und das, was diesen Sonntag so umtreibt, betont eindeutig den Witz im Aberwitz.

www.rockoschamoni.de