Steve Earle And The Del McCoury Band – The Mountain
Da dürften im beschaulichen Beverungen die Sektkorken geknallt haben – mit Steve Earle hat Glitterhouse den bisher dicksten Fisch an Land gezogen. Ob’s denn auch gleich in der Label-Kasse klingeln wird, lassen wir mal dahingestellt, zu gewagt ist der stilistische Haken, den Earle mit seinem Einstand schlägt: THE MOUNTAIN ist im Unterschied zu den Major-Vorgängern I FEEL ALRIGHT und EL CORAZON, die sogar in Europa stattliche Verkaufszahlen erreichten, ein reines Bluegrass-Album – aufgenommen zusammen mit der wohl besten zeitgenössischen Bluegrass-Kapelle.der Del McCoury Band. Deren inzwischen 6ojährigen Gründer und Namensgeber halten nicht wenige für den legitimen Erben seines Lehrmeisters Bill Monroe. Die 14 Songs von THE MOUNTAIN stammen ausnahmslos aus Earles Feder – eigentlich nichts besonderes, in diesem Fall aber ein wichtiger Indikator für die Klasse des Albums. Das übliche Bluegrass-Repertoire erschöpft sich in Coverversionen und tausendmal gespielten Standards. Earle verpaßt dem Genre indes mit 14 nagelneuen Songs – einer schöner als der andere eine willkommene Frischzelleninjektion. Geradezu herzerweichend das wunderbare Duett „I’m Still In Love With You“ mit Iris DeMent oder das bewegende „Pilgrim 54“, ein Abschiedsgruß an Roy Huskey Jr., den Steve Earle am Tag der Beerdigung dieses Ausnahmebassisten schrieb. Seit seinem furiosen Comeback mit TRAIN A‘ COMIN‘ im Jahr 1995 entwickelt sich Steve Earle vom Schimanski des Roots-Rock beständig zum Gralshüter uramerikanischer Musiktraditionen.THE MOUNTAIN ist ein kluger und souveräner Schritt auf diesem Weg. Ganz nebenbei liefert Steve Earle dabei eine der besten Gesangsleistungen seiner Karriere ab.
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