Steve Earle – Jerusalem

„Dies ist eine politische Platte“ – da lässt der 47-jährige Americana-Punk aus Fort Monroe, Texas, gar nicht erst Missverständnisse aufkommen. Und wer ihn kennt, weiß, dass JERUSALEM also nicht gefühlsduselig ausfällt, sondern zornig, streitbar und ohne falsches Pathos. Wo Springsteen nach dem 11. September auf THE RISING in die Herzen der Menschen schaut, nimmt sich Earle deren Köpfe vor. Im eindringlichen „John Walkers Blues“ schlüpft Earle in die Haut des John Walker Lindh, jenes Teenagers aus Marin County, der in Afghanistan gefangen wurde und sich als Taliban-Kämpfer outete. Und in „America Vs. 6.0“, einem mit Stones-Riff unterlegten Talking Blues, nimmt er den American Way Of Life, Version 2002, aufs Korn. Ein besonders übler Dorn im Auge ist Earle der unter dem Eindruck des Angriffs auf das World Trade Center verabschiedete so genannte Patriot-Act: „Ein unglaublich gefährliches Gesetz. Es scheint, dass viele der Errungenschaften aus den sechziger Jahren, Freiheiten, die wir in unser Gesetzbuch übernommen hatten, damit verschwinden. Jeder Patriot sollte da was gegen tun.“ Zum Beispiel singen wie auf JERUSALEM. Der vorherrschende Tenor ist düster und bedrohlich, die Produktion eher rustikal. Lediglich „What’s A Simple Man To Do“, das mit fröhlicher Mendocino-Orgel überrascht, sowie das einschmeichelnde „Conspiracy Theory“ und „I Remember You“, ein anrührendes Duett mit Emmylou Harris, fallen aus dem Rahmen. Nie war Steve Earle besser.

www.steveearle.com