Straight Story
Und wieder begibt sich David Lynch, der Meister des Abseitigen, auf den Lost Highway. Diesmal aber nicht, um neugierig hinter den weißen Zäunen amerikanischer Familien nach Bedrohungen, Aggression und sexuellen Abgründen zu buddeln, sondern um mit ungeahnter Langsamkeit, Demut und seltener Reife eine ganz und gar wahre Geschichte aus dem Mittleren Westen der USA zu erzählen. Im Mittelpunkt dieses „Mild at Heart“ steht Alvin Straight, einstmals sicher ein Heißsporn wie Nicolas Cages Sailor in WILD AT HEART. Mittlerweile ist Alvin allerdings 73 Jahre alt. Gebrechlichkeit bestimmt seinen Alltag in Laurens, Iowa, aus dem er gerissen wird, als er erfährt, daß sein Bruder im 500 Kilometer entfernten Wisconsin einen Schlaganfall erlitten hat. Auf seinem Rasenmäher der Marke John Deere, Baujahr 1966, tritt Alvin nun eine sechswöchige Reise durchs amerikanische Heartland an, die, wie es sich für ein Road Movie gehört, natürlich auch eine Reise zu sich selbst ist. Zahlreiche absurde, herrlich komische Episoden gibt es zu erleben, bis Alvin endlich die Brücke nach Wisconsin überquert. Dazwischen schwenkt Freddie Francis‘ wunderbare Kamera minutenlang zu den Klängen von Angelo Badalamentis Countrymusik über die Kornkammer Amerikas, bis man sich ganz klein fühlt und auch das Gewöhnliche an ungeahnter Bedeutung gewinnt. Und doch ist diese Ode an die Langsamkeit, in der der alte Hollywood-Cowboy Richard Farnsworth die Schauspielleistung seines Lebens gibt, nicht ganz ohne: Immer wieder zitiert Lynch Motive aus seinen vorangegangenen Filmen, ohne sie allerdings zum Alptraum ausweiten zu lassen. Gerade das gibt STRAIGHT STORY den entscheidenden Kick: Zuschauen, entspannen, nachdenken!
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