Stroke – First In, Last Out

Selten war in den letzten Jahren der Bandname einer neuen britischen Rock-Formation so sorgfältig und passend gewählt worden wie bei dem Quintett um den Londoner Sänger und Frontmann Jason Kelly. Stroke schlagen tatsächlich wie ein Blitz ein in eine Zeit, in der man sich längst an das große Crossovervon Rock und Dance, von Gitarren und Loops, von Punk-Attitüde und Raver-Leichtigkeit gewöhnt hatte und viele sich fragten, was jetzt noch nachkommen könne. Kelly und seine Mitstreiter sind im Grunde ihrer Herzen-das ist jedem Takt des Albums anzuhören – devote Anhänger komplexerer Kompositionsformen. Wenn es nicht längst zum Schimpfwort verkommen wäre, könnte man auch „Artrock“ dazu sagen. Formal schlägt sich dies bei Stroke in den Songlängen nieder (unter vier Minuten geht fast nichts), entsprechend langgezogen sind auch die musikalischen Handlungsbögen. Daß dies für Ohren der goer Jahre nicht hoffnungslos langweilig und antiquiert, sondern extrem aktuell und zugleich durchweg eingängig klingt, liegt an dem nicht nur beim dritten Durchhören ungläubiges Kopfschütteln verursachenden Gestaltungswillen der Band: Noch nie hat es ein Musikerhaufen geschafft, die Essentials des Artrock derart leichtfüßig und selbstverständlich in die Jetztzeit zu portieren. Scheinbar schwerelos bedienten sich Kelly & Konsorten des gesamten derzeit verfügbaren Instrumentariums von der Klampfe bis zum Loop-Editor und verschmelzen Handgespieltes mit Programmiertem zu einer unauflöslichen Einheit. Stroke wirken auf den ersten Blick wie die ideale Schnittmenge aus Oasis, Prodigy.Tin Star und den Chemical Brothers, sind aber weit mehr als das: First In, Last Out zeigt, wo Genesis heute wären, hätten sie sich nicht längst zu Fahrstuhlmusikern retardiert.