Suede – A New Morning

Zur Hin- bis zur Selbstaufgabe bereit waren sie in ihren frühen Tagen; hoffnungslos kitschig und formvollendet melodramatisch obendrein: Suede. Auch ihr letztes Album HEAD MUSIC lieferte immer noch ein paar gute, so moderne wie romantische, gar elektronische Argumente, sich nicht in Früher-war-alles-besser-Gewissheit heulend in die Kissen zu werfen. Mit A NEW MORNING wird es nun allmählich schwierig, über die Gediegen- und Gemütlichkeiten hinweg zu sehen, die Suede bei ihrem beständigem Songwriting gegen einen ordentlichen Teil ihres Temperaments eingetauscht haben. Daran mag der alte, sich um schon manche Glattbügelei im Britpop „verdient‘ gemachte Stephen Street alles andere als unschuldig sein. Frei sprechen darf das Brett und seine Jungs jedoch nicht. Erstens war er ja wohl ihre Produzentenwahl (hofft man jedenfalls), und zweitens würde auch der olle Street nicht alles fein schmirgeln können, was man so richtig mit Schmackes ins Mischpult jagt. Doch das wollen Suede wohl auch gar nicht mehr: auf diesen ganzen Firlefanz mit Hausflur-Mundharmonika und Teppichboden-Percussions verzichten, sich am Rande der Hysterie ohne Netz und doppelten Boden ins Falsett werfen, wirklich leiden. Nur in Brett Andersons Texten und zwei, drei besonders rührseligen Melodien finden sie manchmal noch Unterschlupf: die Gefühls-Junkies unter uns.

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