Sugar Ray – Lemonade And Brownies

Ein Blick ins pornographisch anmutende CD-Booklet genügt, um zu ahnen, daß man es bei Sugar Ray nicht unbedingt mit den Gralshütern der politischen Correctness zu tun hat. Die Legende (oder eher die Abteilung Legendenbildung der Plattenfirma) besagt zudem, ein Großteil des Debüts der vier Herren aus Kalifornien sei im Zuge orgiastischer Badewannen-Exzesse entstanden. Fest steht jedenfalls: LEMONADE AND BROWNIES ist (schon wieder) eine ultimate Partyplatte. ‚Have Some Fun Tonight‘ tönt es dem geneigten Party-Animal im Intro ‚Snug Harbor‘ programmatisch entgegen, in irreführendem 70er Schlimm-SoulfunkSound. Doch spätestens wenn dieser vom tonnenschweren Riff des Openers ‚Rhyme Stealer‘ atomisiert wird, ist klar, was hier gespielt wird: Crossover nämlich wieder mal. Die vier Freaks jagen so ziemlich alles durch ihre rotzig-heftige ‚Mean Machine‘, was nicht festgenagelt ist. Der insgesamt vorherrschende, schwermetallisch groovende Funk-Rap (‚Iron Mic‘, ‚The Greatest‘, grandios: ‚Dance Party USA‘) mischt sich mit ultraschnellem Punk Marke Dead Kennedys (‚Big Black Woman‘), hymnischem Hardcore (’10 Seconds Down‘) und flockigem Westcoast-HipHop (‚Danzig Needs A Hug‘). Beinahe zwölf Tracks lang hangeln sich die Zuckerbuben von einem Höhepunkt zum nächsten, bis kurzzeitig Verstörung eintritt: ‚Scuzzboots‘ tönt, als hätte man sich mit den Goldkehlchen von Boyz II Men und All 4 One eine Soulschmalz-Session geliefert. War aber dankenswerterweise nur Spaß. Beim großen Finale, dem an die legendäre Kollaboration zwischen Anthrax und Public Enemy gemahnenden ‚Streaker‘ wird die Handschrift von DJ Lethal aus dem Hause Pain noch einmal mehr als deutlich, der für LEMONADE & BROWNIES als Co-Produzent verantwortlich zeichnet.