Tangerine Dream – Sorcerer
William Fnedkin, Regisseur des „Exzorzisten“, hat einen neuen Streifen abgedreht: „Sorcerer“, zu deutsch „Zauberer“, eine Neuverfilmung des berühmten Romans „Lohn der Angst“. Ich habe noch keine Szene und kein Foto aus diesem Film gesehen und glaube doch, ihn schon gut zu kennen. Möglich gemacht hat das die Filmmusik, die die Berliner Gruppe Tangerine Dream komponiert und aufgenommen hat. Edgar Froese, Peter Baumann und Chris Franke haben noch nie zuvor mit einer solchen Intensität gespielt; auf keiner ihrer bisherigen – durchweg guten – Platten fielen ihre elektronischen Improvisationen derart vielseitig und packend aus. Sie haben sprechende Klangbilder geschaffen, die Magie und Besessenheit, Gefahr und Angst bis hin zur Qual,endlose Einsamkeit und unerbittlichen Vorwärtsdrang signalisieren, aber auch mehrfach durchbrochen sind von Passagen voller Poesie. Die Tendenz zu erdverbundener Musik, die das letzte reguläre Tangerine Dream-Album („Stratosfear“) schon durchgezogen hatte, setzt sich auf der Film-LP fort. „Impressions Of Sorcerer“ ist dafür das deutlichste Beispiel: rockig und funky wird dieses Stück interpretiert und bleibt dennoch eingebettet in die typischen elektronischen Sphärenklänge der Band.
„Sorcerer hat einen Pferdefuß: Weil natürlich das Bild die Dramaturgie des Films bestimmt, besteht der Soundtrack aus vielen kurzen, zwei bis fünf Minuten langen Titeln. Die sensibüisierende Verschiebung kleinster Nuancen, die viele frühere, lang ausgespielte Stücke der Band ausgezeichnet hatte, kommt so ein wenig zu kurz. Dafür aber haben Titel wie „Grind“ oder „Impressions Of Sorcerer“ mit ihren eingängigen Themen schon annähernd das Format von Single-Hits.
Mit den Filmbildern von Friedkin – sein Streifen läuft vermutlich erst im Winter hierzulande an – wird die Tangerine Dream-Musik wohl zu einer faszinierenden Einheit verschmelzen. Eindrucksvoll indes ist sie auch ohne Kino.