Tele – Wovon sollen wir leben
Schlagerpop ist das! Mit einem Sound so achtziger Jahre, dass man glauben muss, es gebe auch heute noch nur diese zu drallen, schmerzhaft pointierten Bässe und immer noch keine Alternative zum DX-7-Keyboard! WOVON sollen WIR LEBEN wird mit scharfer Klinge die Geister scheiden, gar noch mehr als die eineinhalb Vorgängeralben, geht es dieser visionstreuen Kapelle doch um die absolute Formvollendung, die Konsequenz ihres Tuns. Das kann selbst Freunden von Phoenix noch einen zu kräftigen Zuckerschock geben. Wirklich schlimme Dinge ließen sich über entscheidende Details dieser Platte berichten – solche nämlich: Synthiefanfarensoli, beinahe schmierige Annäherungsversuche der Leadgitarre an den mitteleuropäisch-sahnesouligen Gesang, eine Schlagzeug/Bass-Kombi, die sich vor dem inneren Auge rhythmisch verbiegt, dazu beißen die Schneidezähne auf die Unterlippe etc. Doch wer nicht gleich höhnisch gackernd mit Bier prustet, wenn man ihm berichtet, dass selbst Purple Schulz einst ein paar gar nicht so schlechte, zumindest ehrliche, wahrhaftig emotionale Songs aufgenommen hatten, sollte ein Ohr für Tele riskieren. Denn: Feine Songs, ja doch, ja: Schlagerpopsongs. Disco-Fox-Songs, Seichtfunk-Songs, Pop-Pop-Songs können Tele schreiben. Die klingen oft künstlich, sind aber echt. Es sind zumeist kluge, aber nicht zu gescheite, so schwärmerische wie ernste Liebeslieder, Liebe-und-die-Konsequenzen-die-du-darausziehen-rnusst-sonst-kannst-du-es-gleichvergessen-Lieder, die nicht so tun, als wäre die Liebe selbst schon Antwort genug auf das, was einem unter dem Namen „Leben“ Tag für Tag oft recht hart und kalt ins Gesicht klatscht. Also so ziemlich das Gegenteil von Kitsch.
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