Terence Trent D’Arby – Neither Fish Nor Flesh

Er wollte nichts beschönigen, erklärt Terence Trent D’Arby in der Intro-Nummer seines neuen Albums, denn er sei nunmal „weder Fisch noch Fleisch“. Nach so einem Spruch kann er machen, was er will – und genau das tut der schöne Mohr auch.

Früher als erwartet und als ursprünglich geplant wagt TTD den Schritt in die künstlerische Selbständigkeit: Er hat diesmal nicht nur auf den Rat eines Produzenten verzichtet, sondern obendrein sämtliche Instrumente, die er halbwegs beherrschte, selbst gespielt. Und was er nicht selber machen konnte, das sang er den jeweiligen Studio-Musikern vor. Das Resultat klingt zumindest eigenwillig, auf jeden Fall aber deutlich anders, als es sich die meisten, besonders die

jüngeren Fans vorgestellt haben dürften.

Sieht man davon ab, daß er für den Song „Billy Don’t Fail“ ein bißchen beim eigenen „Wishing Well“ geklaut hat, geizt Terence Trent D’Arby nicht mit größeren und kleineren Überraschungen: Da kommt die gute, alte indische Sitar mal wieder zum Einsatz, wir lernen eine Unterwasser-Harfe kennen und werden mit beinah schrägen (jedenfalls nicht mehr geraden) Streicher-Sätzen, mit Sprech- oder Acapella-Gesängen und anderen nicht alltäglichen Arrangement-Ideen konfrontiert. Zwar brechen immer wieder massiv D’Arbys Rhythmen & Blues-Roots durch (die Franzosen werden dieses Album lieben) und Nummern wie „I’ll Be Alright“ oder „This Side Of Love“ lassen sich noch am ehesten als eingängig bezeichnen – trotzdem werden auch gutwillige und experimentierfreundige Hörer mindestens drei Anläufe brauchen, um sich mit NEITHER FISH NOR FLESH anzufreunden.

Nachdem TTD seine Arbeitsweise zunehmend in Richtung prince-mäßiger Egotrips modifiziert, drängt sich ein weiterer Vergleich mit dem kleinen Meister aus Minneapolis auf: Das zweite D’Arby-Album verhält sich zum ersten wie Princes AROUNO THE WORLD IN A DAY zu PURPLE RAIN. Aber ganz egal, was dabei herausgekommen ist: Es beweist jedenfalls einen gesunden Mut zum Risiko, der im Pop-Geschäft momentan seinesgleichen sucht.