The Acid House

Daß Danny Boyles TRAINSPOTTING ein Geniestreich mit Kubrick’schen Zügen ist, wird einem spätestens beim Betrachten von Paul McGuigans ebenfalls nach einer Vorlage des schottischen Kultautors Irvine Welsh entstandenen Filmdebüts schmerzhaft bewußt: Wo Boyle die harte Realität des Junkie-Alltags mit dem spielerischen Umgang mit filmischen Mitteln clever aufbrach, gibt McGuigan in seinen drei Episoden immer voll auf die Zwölf, ohne Variation und Sinn für Dynamik: Erst wird ein Fußballer nach einem denkbar schlechten Tag vom lieben Gott in eine Fliege verwandelt, dann wird einem Supermarktangestellten die Freundin von einem Superproll ausgespannt, gegen den die Gallagher-Brüder wirken wie distinguierte Professoren, und schließlich tauscht ein Hirni während eines Acid-Trips die Identität mit einem neugeborenen Baby. Rebel without a brain? Aber hallo: Diese Britschock-Ballade über harten Sex, zerstörte Träume und psychedelische Drogen ist so überkandidelt, will so verzweifelt provozieren, daß die Wirkung gegen null geht. Dann wiederum gibt es kleine Momente, da trifft THE ACID HOUSE mit der Wucht eines Vorschlaghammers aus schottischem Stahl. Wem es nichts ausmacht, daß sich der Film zu TRAINSPOTTING verhält wie der bolzende Meta-Electronica-Metal von Prodigy zum facettenreichen Hypno-Technovon Underworld, der wird denn auch dieser Geschichtensammlung des Königs der Rave-Literatur durchaus Gehaltvolles abgewinnen können. Start: 3.6.