The Allman Brothers :: Sechs Re-Releases
Wegweisend
Auf Vinyl ist das frühe Oeuvre der Allman Brothers schon lange vergriffen. In angemessener Form fanden nur wenige Alben, wie etwa der Klassiker LIVE AT THE FILLMORE EAST, EAT A PEACH oder die beiden 8oer-Reunion-Einspielungen für das Label Arista den Weg auf das Medium CD. Und der Rest? Der lag unvollständig vor, war nur schwer und in zum Teil miserabler Aufnahmequalität zu bekommen. Jetzt jedoch erscheinen sechs lang vermißte Frühwerke der Allman Brothers, in 20 Bit-Technik frisch restauriert von den Original Mastertapes. Die Geschichte der Allman Brothers beginnt 1969 in New York. Nach fast zwölfmonatigen Proben versammelte sich die Band, um ihr Debütalbum einzuspielen. Noch bevor der erste Ton in Rillen gepreßt war, eilte den Allman Brothers ein legendärer Ruf voraus. Den hatte die Band im Mai 1969 durch ihr erstes Konzert in einem Park in Jacksonville begründet. Binnen zwölf Monaten eroberte das Sextett mit seinem leichtfüßigen Fusionsstil die USA. Durch ihre Hinwendung zu uramerikanischen Musikwurzeln löste die Band in der Folge einen regelrechten Südstaaten-Boom. Das Debüt ALLMAN BROTHERS BAND (5312572), 4 Sterne, überzeugt durch schnörkellosen Rock, traditionellen Country, sowie durch die Integration schwarzer Stile wie Delta-Blues, Soul und Gospel – und wurde schließlich sogar vergoldet. Das darauf enthaltene, akurat durchkomponierte „Whipping Post“ zählte als Highlight zum Standard-Live-Repertoire der Allmans, während „It’s Not My Cross To Bear/Black Hearted Woman“ sich als erste Single sogar in den oberen Rängen der US-Charts tummelte. Mit dem 1970 erschienenen IDLEWILD SOUTH (5312582), 4 Sterne, benannt nach der Farm, auf der die Musikkommune wohnte, schlug sich die Reputation der Allmans sofort in Verkaufszahlen nieder. Im Gegensatz zum Vorgänger erreichte der mit Klassikern wie „Midnight Rider“ und der improvisierten Ode „In Memory Of Elizabeth Reed“ bestückte Zweitling schon kurz nach Veröffentlichung Goldstatus. Unter dem Titel BEGINNINGS wurden jene beiden ersten Longplayer 1973 zum Doppelalbum zusammengefaßt. Das komplette Material liegt nun auch als preisgünstiger einfacher Silberling vor. Mit den beiden nächsten Produktionen wurde auch die Welt außerhalb der USA auf die vor allem in Konzerthallen zur Hochform auflaufenden Musiker aufmerksam. LIVE AT FILLMORE EAST erhielt prompt Platin und überzeugt durch atmosphärische Dichte, hohe Improvisationskunst und ein traumhaftes kollektives Potential. Auch Duane Allmans Vermächtnis, das erstaunliche Studio/Live-Experiment EAT A PEACH, erlangte in Windeseile Edelmetall – doch die Zukunft der Band schien nach Duane Allmans Tod 1971 ungewiß. Nach fast zweijähriger Neuorientierung schoß schließlich die Auflage von BROTHERS AND SISTERS (5312622), 6 Sterne, mit dem Megaseller „Ramblin‘ Man“ in Millionenhöhen. Der nun betont erdig gehaltene Countrysound bekam -etwa in Form des Instrumentals Jessica“ – weltweit heavy Radio-Rotation. Eher ein Verharren auf erobertem Terrain, als das Auftun neuer Horizonte bot das 1975 routiniert eingespielte WIN, LOSE OR DRAW (5312632), 4 Sterne. Danach war für „den riesigen amerikanischen Überlandlaster, dessen Motor im Rhythmus zu schnurren vermochte“, wie ein Kritiker die Band einmal poetisch umschrieb, erstmal eine vierjährige Pause angesagt. Allzu hohe Erwartungen an das Reunionwerk ENLIGHTENED ROGUE (5312652), 3 Sterne, mußten zwangsläufig enttäuscht werden: Markante Gitarrenduelle, gewohnte Harmonien und das nach wie vor stabile Rhythmuskorsett konnten über die Tatsache nicht hinwegtäuschen, daß die Allman Brothers ihren Zenit bereits überschritten hatten.
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