The Artist Formerly Known As Prince – Chaos & Disorder
In den Achtzigern war der kleine Mann nicht nur Prince, sondern König. Seine Krone wurde von allen Seiten bestaunt und poliert. Kritiker und Publikum liebten ihn gleichermaßen. Seine Plattenfirma hätschelte und pflegte des Prinzen Königreich. Er war der Adlige, der Außergewöhnliche. Doch die selbstbeschworenen Zeichen der Zeit holten ihn ein. Seine Innovationen wurden zu Langeweile, seine Provokationen zum Selbstbetrug. Das Königreich wurde zur Last. Der Prinz wollte nicht länger Prinz sein. Er beklagte das Verhältnis zur Plattenfirma und rebellierte gegen die bestehenden Machtstrukturen. Ein aufgemaltes SLAVE ziert seitdem seine Backe. Der rehäugige Knirps will wieder er selbst sein und die Fesseln des Erfolgs ablegen. THE GOLD EXPERIENCE hieß das erste Werk des Namenlosen. Solider Funk und Pop erstickte in zwanghafter Überproduktion und hinterließ einen nur lauwarmen Hörgenuß. Sollte das wirklich den Aufbruch zu neuen Ufern signalisieren? Die Erleuchtung beim Hören wollte nicht so recht eintreten. Auf CHAOS & DISORDER scheint der kleine Mann sich – wenigstens in Teilbereichen – wieder gefunden zu haben. Songs wie ‚Zannalee‘ oder ‚Dinner With Dolores‘ sind wie helle, schöne Sommertage, sie umgarnen und schmeicheln. Der kleine Herr scheint auf dem Wege der Genesung. Die Verkniffenheit ist einem eher lockerem Grinsen gewichen. Sollte er jetzt noch seine Originalität und seinen Mut zum Ungewöhnlichen wieder finden (neu entdecken?), kann man sich auf die nächsten Platten freuen. Vielleicht braucht er dann irgendwann wirklich keinen Namen mehr.
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