The Artist – Rave Un2 The Joy Fantastic :: Passabel

The Artist schaut künstlerisch seit Monaten nur noch in den Spiegel. Seine 18 Warner-Alben spielt er nochmal ein, um sich die Rechte zu sichern. Man addiere juristische Streitereien und Züge von Schizophrenie (The Artist komponiert, Prince produziert), und das Ergebnis sind die Bedingungen, unter denen Rave Un2 The Joy Fantastic eingespielt wurde. Nach der Trennung von Warner Brothers wirkte er noch stark und ausgeglichen, doch schon bei Showcases im letzten Winter hatte sich die Lage geändert. Wie bei einem käfig-zahmen Wellensittich kam nach der freudigen Flucht die Orientierungslosigkeft – Überleben in Freiheit will geübt sein. Abwesend und entrückt war er, wurde auf NEW POWER SOUL zum Amateur-Funker, er hatte den Boden verloren. Überfordert stürzte er sich fürs aktuelle Album also in neue Abhängigkeiten eines Majors, und das Ergebnis ist durchwachsen. Es gibt seichte R’n’B-Balladen der „Most Beautiful Girl In The World“-Art, wie das unspektakuläre „The Geatest Romance Ever Sold“, und mageres Songwriting, über das mit ziellosen Poser-Gitarrensoli hinweggetäuscht wird („So Far, So Pleased“). Verdienst des mysteriösen Produzenten ist, daß RAVE… in den besten, trocken-funkigen Momenten überraschend nach dem unterbewerteten ’89er Album BATMAN klingt („Undisputed“). Zum ersten Mal wimmert es auf einer Rogers Nelson Platte von Special-Guests: Maceo Parker, No Doubts Cwen Stefani und eine unhörbare Ani DiFranco. Arista-Records, die neue musikalische Heimat von Prince, versucht erneut das SUPERNATURAL Santana-Rezept: Viele Stargäste gleich erfolgreiches Album. Der neue Liebling seiner Eminenz heißt Sheryl Crow, mit ihr hat er das B-52’s-artige „Baby Knows“ eingespielt, außerdem huldigt er ihr mit einer Disco-Stampf Version von „Everyday Is A Winding Road“.