The Beatles :: Composing The Beatles Songbook
Pop: Noch eine DVD über die Beatles. Es gibt Schlechtere. Aber auch Bessere.
Zweifellos sind die Beatles eine Band, über die schon mehr gesagt als nicht gesagt wurde. Dagegen ist im Prinzip nichts einzuwenden, denn der Forscherdrang der Fans, Nerds, Freaks und Pophistoriker darf und soll befriedigt werden. Wer unbedingt wissen will, was die fabulösen Vier am 22. Oktober 1965 gegen halb fünf nachmittags taten, kann das ebenso in Erfahrung bringen, wie die sensationelle Antwort auf die drängende Frage, wann Paul Mc Cartney am 3. April 1967 zu Bett ging. Beatles-Bücher lassen Regale ächzen, und auf DVD ist auch schon jede Menge Sinn und Unsinn zum Thema erschienen. COMPOSING THE BEATLES SONGBOOK ist zwar nicht autorisiert, aber dennoch keine der Billigheimer-Veröffentlichungen, die ganz ohne Originalmusik der Beatles auskommen müssen. Auf der Habenseite stehen also ein gutes Dutzend Original-Fragmente und ebenso viele kluge Menschen, die sich detail- und kenntnisreich über das Beatles-Songwriting bis 1965 auslassen -von Barry Miles bis Klaus Voormann, von Robert Christgau bis Chris Ingham. Nur: Warum tun sie das? Zielgruppe dieser DVD sind ja nicht unbedingt Neueinsteiger, die gestern die Hit-Kompilation one gekauft haben und heute mal eben ins Bildungsfernsehen für Fortgeschrittene investieren wollen, sondern eindeutig Beatles-Liebhaber und-Experten, die schon ziemlich viel überdie Band wissen. Und zu diesem „ziemlich viel“ gehört mit großer Wahrscheinlichkeit auch das, was hier in 80 Minuten wortreich präsentiert wird. Neue Erkenntnisse, gewagte Theorien und selbst nette Anekdoten – man wäre ja bescheiden-werden kaum vermittelt. Was hier gesagt wird, mag klug und richtig sein, wurde allerdings schon häufiger dargelegt. Noch nicht ran jedem, aber daran wird mit Hochdruck gearbeitet. In diesem Zusammenhang erhellend ist ein Zitat Paul McCartneys, das ironischerweise die Verpackung ziert: „Jemand sagte zu mir, die Beatles seien antimaterialistisch gewesen. Bin riesiger Mythos. Wenn ich mich mit John zum Komponieren traf, dann hieß es: ‚Okay, lass uns einen Swimming Pool schreiben'“ Dass die Produzenten nicht autorisierter Beatles-DVDs antimaterialistisch eingestellt sind, glaubt niemand. Dass sie mit ihren Werken beheizbare Badestätten finanzieren können, allerdings auch nicht.
Und bevor die Spannung jetzt ins Unerträgliche steigt: Laut Beatles diary nahmen die fabulösen Vier am 22. Oktober 1965 in den Abbey Road Studios „Nowhere Man“ auf, von zehn Uhr vormittags bis um Mitternacht. Gegen halb fünf tranken sie also vermutlich Tee. Paul McCartney haute sich am 3. April 1967 um halb drei Uhr morgens aufs Ohr. musste aber bald wieder raus, weil er den Flieger nach Paris erwischen musste. Der Wahnsinn, oder?
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