The Beatles :: Help!

Von Schurken Und Schlagzeugern

Musikfilme funktionierten bis in die 6oer-Jahre nach dem immergleichen Schema: Der Popstar – meistens Elvis – mimte den Cowboy, Rennfahrer oder sonstigen Helden, spielte zwischendurch aus heiterem Himmel seine neuesten Lieder und wurde dafür zum Schluss mit der Eroberung seiner Herzdame belohnt. Schlichte Geschichten. Und immer lag irgendwo total zufällig eine Gitarre rum, wenn Elvis seiner Liebsten ein Ständchen zu singen gedachte, weil es das Drehbuch so wollte. Elvis-Fans gingen ja schließlich nicht ins Kino, um sich an intelligenten Dialogen zu delektieren. Ist Help! (EMI, 5 Sterne), der zweite Film der Beatles, grundsätzlich anders? Eigentlich nicht. Der Plot ist schnell erklärt: Der Schlagzeuger trägt einen Ring am Ringo-Finger, den finstere Orientalen dringend für ihr letales Opferritual benötigen. Da das Schmuckstück sich nicht freiwillig vom Schlagzeuger trennen mag, haben die Beatles alsbald eine ganze Horde religiöser Eiferer an der Backe, die dem Drummer nach dem Leben trachten. In England, in den österreichischen Alpen, in der Karibik. An zumeist kameragerechten Schauplätzen also, wodurch die überschaubare Handlung in der visuellen Umsetzung an Reiz gewinnt. Was man von unzähligen James-Bond-Filmen kennt. Und die standen auf jeden Fall Pate: Ein mächtiger Schurke, Wunderwaffen, wilde Tiere, verrückte Wissenschaftler, die die Welt beherrschen wollen, eine schöne Frau, die die Fronten wechselt-alles ist dabei. Dass Help! dann letztlich doch unterhaltsamer ist als die meist biederen Musikfilmehen jener Jahre, liegt am absurden Humor, am ironischen Spiel mit den Elvis-und Bond-Klischees, an-zumindest in der Originalversion-spaßigen Dialogen. Die deutsche Synchronfassung mit ihrem bemühten Wirtschaftswunderwitz kann man dagegen komplett abhaken, Help! wurde zu jener Zeit gedreht, als die Beatles gerade begannen, fleißig dem Marihuana zuzusprechen, Lennon sagte einmal, dass „die besten Szenen, in denen wir hysterisch lachend auf dem Boden lagen“ leider herausgeschnitten worden seien. Überliefert ist jedenfalls, dass sich Lennon und Harrison ständig vom Drehort entfernten, um ungestört den THC-Level aufrechtzuerhalten. Zum echten Eklat kam es dann, als sich Lennon beim Empfang des Gouverneurs der Bahamas lautstark mit der bornierten Insel-Oberschicht anlegte, doch zurück zum Hauptprogramm: Musik wird natürlich auch gespielt, und da sind wir dann doch wieder bei Elvis, dem Rennfahrer. Deren Anbindung an die Filmhandlung wirkt nämlich in den meisten Fällen reichlich konstruiert. Warum die Beatles etwa am schönen Tropenstrand urplötzlich Musik machen, erschließt sich nicht, ist aber auch egal. Sie tun es einfach. Sind ja auch die Beatles. Die dürfen das.

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