The Big Lebowski :: Bedröhnt
Wenn die Gebrüder Joel und Ethan Coen frei nach „Just Dropped In“ von Kenny Rogers‘ First Edition vorbeischauen, um zu überprüfen, in welchem Zustand sich ihr Zustand befindet, dann lohnt es sich für den Kinogänger stets, selbst einen Blick zu riskieren. Zuletzt war das bei FARGO der Fall, jener wunderbar verschrobenen Gefrierfach-Ballade, in der die Coens ihr Gespür für Schnee entfalteten und dem Weiß der Winterlandschaft von Minnesota ähnlich ungeahnte Schattierungen abgewannen wie dem Hinterwäldlercharme ihrer Einwohner. Nach dieser Übung in spartanischer Simplizität lassen die Coens jetzt Los Angeles ihre ganz besondere Behandlung angedeihen. Farbenfroher, hektischer und geschwätziger geht es zu in dieser Hommage an die Werke von Raymond Chandler, in der wie schon in FARGO eine schrecklich komplizierte Entführung (die diesmal womöglich gar keine ist) im Mittelpunkt steht. Ein Auftraggeber im Rollstuhl, zwei verführerisch-mysteriöse weibliche Verwandte und ein rätselhafter Plot, der in alle Richtungen zu explodieren scheint, um letztlich im Nichts zu verlaufen, lassen vermuten, daß hier Howard Hawks‘ Klassiker TOTE SCHLAFEN FEST Pate gestanden hat. Nur nach Philip Marlowe sucht man vergebens in diesem bunten film noir, über dem eine ständige Marihuana-Glocke zu wabern scheint. Die Bogart-Figur wich hier Jeff Lebowski (Jeff Bridges), einem gemütlichen Althippie, den alle Welt nur „The Dude“ ruft und der in Badeschlappen und Schlabbershorts höchst zufrieden durch sein Leben schlurft. Diese gemütlich-hirnrissige Existenz, bestehend aus CCR-Tapes, Joints und der Führung eines Bowling-Teams, wird in ihren Grundfesten erschüttert, als zwei tumbe Schläger den Dude mit der Titelfigur, einem gleichnamigen Multimillionär, verwechseln, ihn erst vermöbeln und dann auch noch auf seinen ollen Teppich pinkeln. Als er bei dem großen Lebowski vorstellig wird, um um Ersatz für das beschädigte Mobiliar zu bitten, ist das der Beginn einer unglaublichen, launigen Odyssee, in deren Verlauf der Dude und sein Sidekick, die geistig nicht minder schaumgebremste Vietnam-Veteranen-Zeitbombe Walter (John Goodman) auf Pornoproduzenten, bodypaintende Feministinnen, Bowling-Matadoren und ein Trio deutscher Nihilisten (darunter Chili Pepper Flea) treffen. Und die ihren Höhepunkt in einer Traumsequenz findet, die Hitchcock neidisch machen würde. Zugegeben: Viel Rauch um nichts, um mit Cheech & Chong, den philosophischen Vorbildern des Dudes, zu sprechen. Aber wenn Nichts so viel Spaß macht, dann bitte mehr davon!
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