The Black Crowes – Amorita :: Ungehobelt

Die störrische Trendresistenz, mit der die Black Crowes zu Werke gehen, ist auch auf dem neuesten Album das herausragende Merkmal. Wie bereits auf den beiden Vorgängern SHAKE YOUR MONEY MAKER (1990) und THE SOUTHERN HARMONY ANO MUSI-CAL COMPANION (1992) wühlen die wilden Vögel tief in der musikalischen Mottenkiste. Das Sextett zelebriert auf AMORICA die hohe Schule des urwüchsigen Blues-Rocks mit einer Selbstverständlichkeit, als habe es Heavy Metal und Punk nie gegeben. Trotz zahlreicher Reminiszenen an die 60er 70er Jahre vermittelt das Album jedoch zu keinem Zeitpunkt den Eindruck eines aus hinreichend bekannten Versatzstücken zusammengeschustertern Nostalgie-Trips. Vielmehr wirkt der ungehobelte, schroffe Sound im Vergleich zu den unzähligen glattgebpgelten Produktionen, die den Markt überschwemmen, wohltuend frisch. Da liefern sich die beiden Gitarristen Chris Robinson und Marc Ford feurige Duelle, die Drummer Steve Gorman mit staubtrockenem, stolperndem Schlagmustern unterlegt, da jammert eine rotzige Mundharmonika, während im Hintergrund ein verstimmtes Honky-Tonk-Piano klimpert. Da lotet Chris Robinson mit seinem unverkennbaren, schweren Südstaaten-Akzent in mal herrlich versponnenen, mal derben Stories die ganze Bandbreite der Gefühle zwischen himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt aus. Derbe Kracher wie ‚A Conspiracy‘ oder ‚P-25‘ wechseln ab mit wunderbar verschleppten Zeitlupen-Songs wie ‚Cursed Diamond‘ ab. Zwar wirken die Songs nach einmaligem Anhören noch relativ sperrig, doch spätestens beim zweiten Durchgang üben die rüden aber dennoch komplexen Kompositionen einen unwiderstehlichen Reiz auf den Zuhörer aus. Höhepunkte bilden unter anderem das im Country-Stil gehaltene ‚Wiser Time‘, das Bruce Kaphan (American Music Club) mit flirrenden Pedal-Steel-Klängen untermalt, und der spartanisch instrumentierte Zwölftakter „Down Down Money Waster‘. Alles in allem ein ASbum. das sämtliche Attribute einer klassischen Rock’n’Roll-Scheibe aufweist: rauh und dreckig.