The Blasters – Testament – The Complete Slash Recordings

Was für eine unglaubliche Band! Zehn Jahre lang hatten die Brüder Phil und Dave Alvin in der klitzekleinen Szene eines Vorortes von L.A. die Geheimnisse des ursprünglichen Rock’n’Roll und Blues erkundet. Als sie dann 1980 auf den Plan traten, verbanden sie ihr enzyklopädisches Wissen mit der rauen Energie und dem Geist des Punk. Heraus kam dabei die neben den Fabulous Thunderbirds wohl beste amerikanische Roots-Band der achtziger Jahre, authentisch wie einst C.C.R. oder The Band. Große Worte, fürwahr, zumal im Zusammenhang mit den heute praktisch vergessenen Blasters – nichtsdestotrotz aber wahr. Wer sonst verfügte über einen Songwriter wie Dave Alvin, der neben seiner frappierenden Beobachtungsgabe auch ein Gespür dafür hatte, große Themen mit einfachen Bildern zu vermitteln? Welcher Sänger konnte wie Phil Alvin klassisches R&B-Shouting mit Country-Gesangstechnik zum ureigenen Stil verbinden? Wer hatte eine Rhythmusgruppe, die wie Bassist John Bazz und Drummer Bill Bateman mühelos alle Nuancen zwischen polterndem Punk’n’Roll und extrem swingendem Rockabilly beherrschte? Nicht zu vergessen: die famosen Bläser Steve Berlin (später Los Lobos) und der legendäre Lee Allen, dessen Spiel schon die Fats Domino-Singles der fünfziger Jahre veredelte? Und doch scheiterten die Blasters. Als sie Mitte der Achtziger reif für den großen Durchbruch waren, hatte sich der Zeitgeist gegen sie gewendet: das schrillbunte MTV bestimmte den Kurs, Punk war eh Schnee von gestern, und den Platz als Rockabilly-Rabauken hatten die poppigeren Stray Cats besetzt. 1985 lösten sich die Blasters auf. Was bleibt, ist dieses Füllhorn bester „American Music“, bestehend aus den drei Slash-Alben sowie einzelnen Goodies und einer Live-EP – all das verpackt in einen wunderschönen Digipack-Doppeldecker.

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