The Blow Monkeys :: Springtime For The World (RCA)
Einfach goutieren ließen sie sich noch nie. Irgendwie wirkten sie immer sperrig. Die unterkühlte Dekadenz ihrer gelfeuchten Frisuren wollte so gar nicht zu den süß und üppig einlullenden Soul-Tunes der Songs passen. Und auch mit dem plötzlichen Kurswechsel zur House-Hipness vom vergangenen Jahr frappierte das Quartett um Mastermind Dr. Robert. Insofern ist das neue Album nur ein logischer Schritt weiter auf dem musikalischen Weg der Blow Monkeys. Denn es dokumentiert den Versuch, alte White-Soul-Tugenden mit House-Grooves und starken Dancefloor-Jazz-Elementen zu verbinden und diese wohlschmeckende, bunte Sahnetorte mit einer Prunkkirsche namens Weltmusik zu verzieren. Und dieser Versuch ist gelungen. Denn die Zusammenarbeit mit Rai-Star Cheb Khaled im Song „Be Not Afraid“ könnte und sollte Signal für viele Musiker sein, die kreativen Schübe einer gleichberechtigten Zusammenarbeit mit Kollegen aus Afrika, Asien oder Südamerika zu nutzen. Warum sollte nur Peter Gabriel von den Anregungen der Weltmusik profitieren? Die multikulturelle Gesellschaft muß her, je schneller desto besser – Dr. Robert hat das kapiert und mit SPRINGTIME FOR THE WORLD das bisher vielseitigste Monkey-Album und eine der gewitztesten britischen Pop-Platten der jüngsten Zeit produziert. Textlich hat das Quartett die große politische Agitation, die noch auf SHE WAS ONLY A GROCER’S DAUGHTER vorherrschte, gegen subtilere Ideen ausgetauscht. Forderungen von Songtiteln wie „Let The People Dance“ oder „Springtime For The World“ mögen auf den ersten Blick naiv erscheinen, sind aber Ausdruck einer alternativen Kultur, die ihre positive Energie im Tanz, im Beat, im Soul sucht. Damit paßt dieses Album ganz ins Bild vom „Summer Of Love ’90“, und es erweitert dessen musikalisches Mosaik, das bisher hauptsächlich aus einem Psychedelic-Revival bestand, um ein Stückchen White-Soul. Peace, Dr. Robert!
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