The Books – Lost And Safe

„Expectation leads to disappointment“, sagt die androgyne Stimme in Track vier, und sie meint’s vielleicht doch andersrum: Versprich dir nicht zuviel von dieser Platte, dann wirst du umso schöner überrascht! Klingt nach falscher Bescheidenheit? In einem Stück, das „Smells Like Content“ heifit, wohl eher nach (Selbst-)lronie. The Books haben nur ein Problem: LOST AND SAFE ist nicht ihr erstes Album, sondern nach ihrem cleveren Debüt THOUGHT FOR FOOD und dem bildschönen Zweitwerk THE LEMON OF PINK bereits ihr drittes – weshalb sich ihnen zunehmend weniger Menschen völlig ahnungs- und vorbehaltlos nähern. Für die, dies doch tun – Hinter The Books stecken die niederländischamerikanischen Kunstfreunde Nick Zammuto und Paul de Jong, die zwar ebenso fingerfertig mit Banjos, Gitarren und Streichern umgehen wie mit der Sampling-Software auf ihren Laptops, denen die eigene Virtuosität aber herzlich wenig bedeutet im Vergleich zu ihrem inzwischen unermeßlichen Festplattenfundus an O-Tönen, Naturgeräuschen und Alltagslärm. Unmöglich, die Samples zu zählen, die The Books mit den linde pluckernden Elektrobeats, ihren meist grob skizzierten Melodiemotiven und dem neuerdings extra-entrückten Sprechgesang de Jongs zu den elf verzauberten Songcollagen auf LOST AND SAFE verweben. Die Ideen gleichen freilich denen der Vorgängeralben, und gerade deshalb ist es bemerkenswert, daß Zammuto und de Jong bei aller Klangästhetik und Detailversessenheit ihre musikalische Freidenkerei an keiner Stelle nachhaltig ausreizen. Wer sich fragl, ob man The Books ein Ambient-Duo oder doch eine Folkrock-Band nennen soll, ist nach LOST AND SAFE kein bißchen klüger. Aber ja auch nicht enttäuscht. „Expectation leads to disappointment.“ Hier, mit Verlaub, ein ziemlicher Quatsch.

VÖ: 4.4.

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