The Books :: Thought For Food

Temporary Residence/Cargo

Sample-Folk und wackelnde Hierarchien. Wie die Welt heute zwischen Toaster, iPod und Laptop klingt.

Thought For Food gehört zu jenen Wiederveröffentlichungen, die wir beinahe übersehen hätten. Das hat zwei Gründe, die schon viel über dieses Album erzählen. Zum Ersten liegt die deutsche Erstveröffentlichung auf dem Kölner Tomlab-Label noch nicht so lange zurück, dass man von einer Neuauflage hätte träumen können. Zum Zweiten fällt das, was die beiden Amerikaner Nick Zammuto und Paul de Jong über die Strecke von knapp 40 Minuten auf ihrem Debütalbum aus dem Jahr 2002 produzierten, komplett aus der Zeit. Eine Platte, für die das harte Wort Experiment umgeschrieben werden muss: Es handelt sich eher um ein fortgesetztes Spiel mit den Sinnen. Und grinsen darf man dazu auch. Jahrelange Forschungen haben inzwischen ergeben, dass es auf Thought For Food vier Hauptinstrumente gibt: Gitarre, Cello, Samples und Stille. Und viele Wege, diese miteinander zu collagieren. „Enjoy Your Worries, You May Never Have Them Again“ heißt das erste Stück, es ist weniger Lebenshilfe als Einstiegshilfe: Samples von Tennisübertragungen und TV-Shows werden mit einer meditativen Melodie auf der akustischen Gitarre kontrastiert, es gibt kein Lead-Element in diesem Hörspiel, die Hierarchien wackeln. Details buhlen auf diesem Album immerzu um die Aufmerksamkeit des Hörers: Ist das hier eine Rateplatte, oder handelt es sich dabei um Folk-Tapes, die in eine gefährliche Säure gefallen sind, oder ist das eine Nachtaufnahme der Gespenster, die auch schon meinen Computer heimgesucht haben? Das Gros dieser Aufnahmen klingt, wie die Welt heute zwischen Toaster, iPod und Laptop eben klingt. Oder: meine Wahrnehmung versus deine Wahrnehmung. Damit diese Wiederveröffentlichung sich bemerkbar macht, wird sie übrigens mit einem komplett neuen Cover-Artwork rausgejagt und mit den Lyrics. Die fehlten im Original-Booklet.