The Cardigans – First Band On The Moon
Wenn man die Cardigans so hört (siehe S. 38/39), könnte man den Eindruck gewinnen, sie seien seit jeher und von ganzem Herzen eine hart rockende Rassel-Combo, die neue Platte ein Stück rauher Rock’n’Roll, der das wahre Gesicht der Cardigans zeigen werde. Ist natürlich alles halb so wild. Freilich geht’s auf FIRST BAND ON THE MOON nicht mehr ganz so süß-flockig zu wie auf dem Vorgänger LIFE, mit dem die fünf Schweden letztes Jahr zu Helden der – man mag den Ausdruck gar nicht mehr verwenden – Easy Listening-Welle wurden. Trotzdem: das hier ist 100% Cardigans-Sound. Ohrwurmige Songs (primi inter pares: ‚Lovefool‘, ‚Happy Meal II‘, ‚Losers‘), zum Seufzen schöne, moll-tönende Harmonien, ebenso breitgefächert wie stilecht instrumentiert (Glockenspiele, Flöten, diverse Orgeln, Xylophone, Vibraphone, charmante Bläser und soviel feines mehr) und apart arrangiert, mit schnuckeligem Sixties-Pop-Appeal. Daß das ganze mehr Kanten hat, als man es bisher von den Schweden gewohnt war, macht die Sache nur noch reizvoller, denn natürlich sind die Cardigans in ihrer traumwandlerisehen Stilsicherheit meilenweit davon entfernt, Arrangements holprig klingen zu lassen oder unbeholfen die Stile zu verquicken. Wenn etwa die unwiderstehliche Mitträller-Hymne ‚Been It‘ in ein Riff-Rock-Finale mündet, dann wirkt das nicht gewollt, sondern homogen, in ‚Heartbreaker‘ schleicht sich wie selbstverständlich das ‚Black Sabbath‚-Riff ein und ‚Choke‘ könnte man sich ohne weiteres auch als Rock-Kracher der Grungeband von nebenan vorstellen. Nur sind hier eben die Cardigans am Werk, die neben bizarren Gitarrenriffs Querflöten herflöten und Orgeln orgeln lassen. Famos.
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