The Contortions – Buy

Zur gleichen Zeit, Mitte der 70er Jahre, als sich im New Yorker CBGB mit Punk eine völlig neue Szene zu etablieren begann, outete sich einige Blöcke weiter eine ähnlich richtungsweisende Offenbarung unter den Begriffen Loft Jazz und No Wave. Hier ergänzten sich Free-Jazz und Avantgarde unter dem Einfluß junger, aggressiv-abenteuerlustiger Musiker zu einem vom Punk beeinflußten Stilmix. Einer der Visionäre dieser Szene fiel hauptsächlich durch seine große Klappe, schlechten Gesang, ein Faible für Dinnerjackets, pomadige Entenschwanzfrisur sowie seinen unstillbaren Appetit auf S/M-Spielchen auf. Außerdem spielte er das coolste Saxophon seit, sagen wir, John Coltrane, oder besser noch, Charlie Parker: James Siegfried alias James Chance oder wahlweise James White. Nach einem kurzen Intermezzo bei Lydia Lunchs Teenage Jesus And The Jerks gründete er seine eigene Combo, benannt nach seiner sexuellen Lieblingspraktik – Contortions. Dem Jazz-Amalgam wurden pechschwarze Funkanteile und ultrabrutale Noisestrukturen hinzugefügt. Sound-Chamäleon Brian Eno produzierte 1978 die Anthologie ‚No New York‘, und sorgte damit dafür, daß der neue Stil „No Wave“ in aller Munde war. Wenig später erschien BUY, noch in der Urbesetzung mit den Gitarristen Jody Harris und Pat Place, Keyboarderin Adele Bertei, Drummer Don Christensen und Bassist George Scott, die später bei Bands wie Bush Tetras, Golden Palominos oder Raybeats wieder auftauchen sollten. Die neun messerscharfen Elaborate (darunter der Clubhit ‚Contort Yourself) des Albumktassikers, auf den sich nachdrücklich Bands wie Smashing Pumpkins und Sonic Youth berufen, wurden um drei live im CBGB eingespielte Tracks erweitert.