The Cranberries – Wake Up And Smell The Coffee :: Pop Rock: Zo-oom-bieee

Dolores O’Riordan hat viel gelernt. Zum Beispiel, dass lyrischer Weltschmerz eher abtörnt als betroffen macht, dass Pop nicht das Medium für sozialkritische Statements ist und dass die Presse jede noch so kleine Schwäche ausnutzt. All das musste die Sängerin erfahren, als das dritte Cranberries-Album TO THE FAITHFUL DEPARTED wegen triefendem Pathos und halbgarer Ideen förmlich zerrissen wurde – und sie selbst einen Nervenzusammenbruch erlitt. Seitdem agiert Dolores auf Sparflamme, widmet sich ihrer Familie und tässt das Leben merklich ruhiger angehen. Das schlägt sich nicht nur in den ungewohnt leichtfüßigen Texten nieder, sondern auch in einem viel entspannteren Album. Unter der neuerlichen Federführung von Produzent Stephen Street, kehren die Iren zurück zur unschuldigen Naivität der Anfangstage: warme, harmonische Akustik-Songs, eingängige Melodien und viel wilde Romantik. Alles bewusst simpel und einfach – und doch so charmant und unbekümmert, dass man sich dem Ganzen kaum entziehen kann. Was vor allem für die rockigeren Up-Tempo-Stücke gilt. Etwa die erste Single „Analyze“ oder die Adrenalin-Schübe „This Is The Day“ und „I Really Hope“. Da darf Dolores nicht nur süß und unschuldig sein, sondern auch mal Krallen zeigen. Und das steht ihr genauso gut zu Gesicht wie den 13 Songs. Die variieren geschickt zwischen allen Tempi und Stimmungen und lassen doch eines vermissen: Den ganz großen Hit in der Art von „Zombie“ oder „Linger“. Was halb so schlimm wäre, würde Dolores in „Pretty Eyes“ und „Every Morning“ nicht ständig von ihren Babies schwärmen und dann noch das kitschige „Wake Up And Smell The Coffee“ zum Titelstück küren. So wird aus guten Zutaten doch nur ein mittelprächtiger Kaffee – heiß und dampfend, aber ohne rechten Kick.

www.cranberries.com