The Dears, Gang Of Losers :: VÖ: 18.8.
Was haben der Filmregisseur Jean Luc Godard, Leonard Cohen und Johnny Thunders gemeinsam? Sie alle wussten um die Schönheit des Scheiterns. Der sexy Verlierer ist somit eigentlich ein alter Hut – aber nach wie vor einer, der todschick aussieht. Das weiß auch Murray Lightburn, Chef der kanadischen Band The Dears, und apostrophiert sein Pomp-Pop-Projekt für den aktuellen Albumtitel als GANG of losers. Dabei sind The Dears mit ihrem dritten regulären Album durchaus auf der Siegerstraße unterwegs. Die Band aus Montreal hatte schon immer ein Faible für rotweintrunkenen, pathoswilligen Pop; auf der vorliegenden Platte gelingt es Murray Lightburn und Co. aber erstmals, ihren schwülstigen Sound nicht zum Selbstzweck verkommen zu lassen, sondern die Inszenierung in den Dienst fast durchweg guter Songs zu stellen. Neu ist das hier Gebotene freilich auch nicht: Man hört die theatralische Schwere der späten Pulp, die Himmelstürrnerei von Suede, ein bisschen was von Gene, die ernsten Momente von Blur und ganz, ganz viel Morrissey. Einszu-eins-Kopien verkneift sich Lightburn jedoch zum Glück, er schafft es, den pompöALL THAT JAZZ
sen Bntpop der mittleren 90er Jahre Song für Song immer neu durchzurühren und seinem ganz eigenen dramaturgischen Prinzip zu unterwerfen: Die Songs auf gang of losers beginnen häufig enorm angespannt, um sich am Ende unter heftigem Tamburingerassel in taumelnder Euphorie zu lösen. Die Songs hier beginnen als Wunsch und enden im Idealfall als dessen Erfüllung. Das ist Musik für Anzugpopper, denen die zunehmende Röhrenhosigkeit des zeitgenössischen Britpop doch langsam etwas zu durchblutungshemmend wird. Schon die Songtitel legen nahe, dass es Murray Lightburn um die ganz großen Themen geht: „Hate Then Love“, „Tikket To Immortality“. „Death Or Live We Want You“ – ständig verhandelt er mit geplustertem Organ die letzten Dinge, immer zwischen Breitwand und Brokat. Am meisten berühren die Songs immer dann, wenn il maestro es etwas ruhiger angehen lässt und seinen Schwelge-Gesang nicht unter einem wall ot sound begräbt: Im titelgebenden Hit „You And I Are A Gang Of Losers“ singt er gemeinsam mit seiner Lebenspartnerin, der Dears-Keyboarderin Natalia Yanchak: „You and I on the outside of olmost everything /you and I on the other side ofalmost everything/cause we got thesame heart“. Schöner kann man zu zweit nicht allein sein. Zum ganz großen Wurf fehlt der Platte sicher noch der letzte Funken Eigenständigkeit. Aber man merkt schon in jedem Song auf GANG OF LOSERS: The Dears haben durchaus das Zeug zu solch einem Album. Und bis dahin reicht dieses hier-dicke! Eigentlich kann der Herbst jetzt schon kommen.
www.thedears.org
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