The Dylan Group :: More Adventures in Living Down

Kaum ein Instrument hat momentan eine unbeflecktere Aura als das Vibraphon. Muß man nicht bei jedem noch so enthusiastischen Piano automatisch auch an das“Pour Elise“ der bis zum Haaransatz unmusikalischen Göre aus der Nachbarwohnung denken? Wurde nicht die Elektrogitarre längst schon zum Statussymbol der frivol-debilen Stimmungsmacher aus dem Festzelt um die Ecke? Nur das Vibraphon macht immer alles richtig. Egal ob beim ECM-Jazz eines Gary Burton.dem detailverliebten Pop der High Hamas oder den Instrumentalepen der entdeckungsfreudigen Tortoise. So gesehen konnten Adam Pierce und Dylan Christie auf dem inzwischen dreieinhalbten Album ihrer Dylan Group schon nicht mehr allzuviel falsch machen. MORE ADVENTURES IN LIVING DOWN nährt sich aus der Essenz eben jenes Instruments. Dessen vollmundigwarmes Timbre trägt die meisten der neun Stücke nicht nur. Es allein gibt ihnen das Recht zu atmen, tränkt sie in seiner großen Synthese aus Perkussivität und Melodie, virtuoser Abstraktion und Nähe. „Stay (And We’ll Make Such Sweet Music)“ verspricht die Dylan Group gleich zu Beginn. Das hat man sich zwar – samt dem dazugehörigen Stück Wohlklang – bei Astrud Gilberto geliehen, gelogen ist es aber trotzdem nicht. Zumindest meistens.