The Earlies – The Enemy Chorus
Wahrscheinlich werden Anhänger des ersten Earlies-Albums mit den Augen rollen, wenn sie erfahren, dass drei der vier Earlies schon zusammen spielten, als Blur und Oasis ihren ersten Britpopkrieg gerade ausgetragen hatten. Die Earlies gründeten sich in einer Bierlaune, zwei Jungs nördlich von Manchester und ein Texaner auf Besuch, der Sänger kam erst Jahre später zur Aufnahme des letzten Songs für Album Nummer 1 dazu, seine Gesangsspuren hatte er daheim in Dallas aufgezeichnet und übers Internet den Kollegen zugespielt. Aber Zeit und Raum [und Britpop) spielen bei den Earlies keine sonderliche Rolle. War das Debüt THESE WERE THE earlies noch ein surrealistisches Kopfkissen, auf dem man mit den Beach Boys und Mercury Rev um die Wette träumen konnte, legen die Earlies auf the enemy CHORUS einen Gang zu. Da prallen zünftige Bläsersätze auf psychedelische Gesangsspuren („Foundation And Earth“), kleine Kammermusiken auf Space-Rock-Artefakte und elektronische Marschmusiken (..No Love In Your Heart‘). Die Earlies beherrschen aber auch die kurze Vaudeville-Nummer mit Piano („Burn The Liars’l und das kleine Orchesterstück mit klimpernder Keyboard-Melodie. All das könnte ein kunsthandwerklicher Käse werden, wenn diese ausgefuchsten Musiker und erklärten Schallplattensammler nicht mit dem Mut zu großen Taten angetreten wären, dem Willen zu Pracht und Verschwendung. Prog-Pathos. Folk-Kitsch mal fünf. Luxus-Design. In der Überhöhung der wiedererkennbaren Stilmittel schimmert die entscheidende Portion Humor durch. Die Earlies sind, wenn die Fotos nicht täuschen, eine Dreiviertelbartträgerband. Sie lachen wahrscheinlich über ihre Barte, wenn deren Rauschen nicht sowieso an irgendeiner Ecke dieser Platte zu hören ist. VÖ: 26.1.
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