The Go-Betweens – Oceans Apart :: Wehmütiger Charme

Wären Robert Forster und Grant McLennan Wein, stünden sie im Laden auf dem obersten, teuersten Rotweinregal und müßten dann noch ein paar Jahrzehnte eingelagert werden, um zu ihrer vollen Größe heranzureifen. So kam es, daß TALLULAH Und LIBERTY BELLE AND THE BLACK DIAMOND EXPRESS, ihre Meisterstreiche aus den 8oer Jahren, eher noch mehr Genuß boten, als sie letztes Jahr frisch aufgetischt wurden. Seit die alten Kumpel nach langem Split wieder zusammengefunden haben, hat sich die Situation leicht geändert: Ihre Muse selber ist reifer geworden, dazu mag der Zeitgeist heute mehr Zeit haben für zeitlose Lieder. Jedenfalls spielt der dritte Streich des Go-Between’schen Comebacks ziemlich instantly – wenn auch nicht ganz instantly, das gehört ja zum guten Ton – seinen romantischen, wehmütig hoffnungserfüllten und auch ein bißchen schrulligen Charme aus. Produziert wurde das Album in London von Mark Wallis, der damals für 16 LOVERS LANE verantwortlich gewesen war. Der Sound ist überaus saftig und überaus warm. Erst beim wiederholten Anhören gibt er seine subtileren Schätze preis. Überall in dem dichten Klangbild schimmern ungewöhnliche Feinheiten auf- da ein Hauch Oboe, dort ein eigenartiges Gitarrenmotiv, das auch ein Piano sein könnte, und einmal, am Ende von „Darlinghurst Nights“, sogar eine richtige Big Band. Überhaupt „Darlinghurst Nights“: Beim ersten Anhören wirkt diese fernwehgetränkte Grübelei über einen Ort, wo Robert Forster vor 15 Jahren lebte, eine Spur zu langsam, ja richtiggehend schleppend. Wiederum die Metapher Wein: Man steht auf und merkt plötzlich, wie besoffen man ist. Genau dieses gemächliche Tempo ist es, durch das der Song schließlich seine hypnotische Wirkung ausspielt und einen nicht mehr gehen läßt. Andere Highlights sind das dringliche „Here Comes A City“ (eine würdige Single-Auskopplung), das melodisch unwiderstehliche „Finding You“, „Boundary Rider“- und überhaupt. OCEANS APART ist einfach ein weiteres Go-Betweens-Album ohne jeden Makel. VÖ:25.4.

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