The Green Mile :: Kinostart: 10.2.
USA 1999, Regie: Frank Darabont, mit Tom Hanks, Michael Clarke Duncan
Fünf Jahre nach DIE VERURTEILTEN macht sich Frank Darabont wieder auf den Weg durch die düsteren, moosbewachsenen Trakte des amerikanischen Rechtssystems, um abermals eine Gefängnisgeschichte von Stephen King auf die Leinwand zu bannen. Noch sorgfältiger, noch detailversessener ist er geworden, so dass er bei der Verfilmung des 1997 in sechs Buch-Teilen erschienenen Todeszellen-Dramas ganze drei Stunden braucht, um den gesamten Handlungsbogen zu spannen. Das ist manchmal langwierig, aber steigert auch die emotionale Wucht der 5tory von John Coffy, der wegen Vergewaltigung und Mord an zwei Mädchen auf seine Hinrichtung in der „grünen Meile“ wartet. Den Wärter des deprimierenden Todeshause befallen jedoch schon bald Zweifel an der Schuld Coffys. denn der hünenhafte Schwarze ist nicht nur zärtlich und feinfühlig, sondern scheint überdies noch über wundersame Fähigkeiten zu verfügen: Nachdem ein sadistischer Aufseher die zahme Maus eines Sträflings totgetrampelt hat, wird sie von Coffy wieder zu Leben erweckt. Und so ist THE GREEN MILE, trotz einer Hinrichtungsszene, für die es einen starken Magen braucht, weniger als Plädoyer gegen die Todesstrafe gedacht, als vielmehr als Ode an das Leben, an Wunder, die auch an den ungeahntesten Orten geschehen können. Sicher, dieses Stück magischer Realismus drückt kräftig auf die Tränendrüse, ist sentimental und auch kitschig, aber es ist vor allem ein Kinoerlebnis der seltenen Art, in dem vor und hinter der Kamera Herausragendes geleistet wird. Dass Tom Hanks als Wärter wieder einmal nur die nobelsten Jimmy-Stewart-Oualitäten hervorzaubert, wirkt fast schon störend in diesem bedächtigen Kammerspiel, das ansonsten eine Arbeit aus einem Guss ist. Start: 10.2.
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