The James Orr Complex – Chori’s Bundle
Britischer Folk, das war einmal. Akustisches kommt heute zumeist aus den USA, beruft sich auf Hank Williams und trägt womöglich einen Cowboyhut, was auch urbane Hipster cool finden. Britischer Folk, das erinnert an Hippies in wetterfesten Wollpullovern, die den Alltag ihrer Landkommune mit der akustischen Gitarre erträglicher machen wollen. Oder an Vollbarte mit gerötetem Teint, die mit Stimmungsliedern den Alkoholkonsum im Pub an der Ecke ankurbeln. Wenn nicht gleich an feenhafte Wesen, deren Keltenkitsch in gälischer Sprache vor allem esoterisch angehauchte Hausfrauen berührt. Nicht sehr cool, das alles, woran auch zweifellos inspirierte Neo-Folkies wie Beth Orton und Graham Coxon bislang wenig ändern konnten. Ob dem James Orr Complex in Sachen Imagekorrektur Erfolg beschieden ist, muss leider bezweifelt werden, denn in der Natur der Sache liegt, dass diese Art von Musik leise ist. Und was leise ist, hat momentan nicht die besten Karten. Daran ändert auch nichts, dass Chris Mack aus Glasgow alias The James Orr Complex besagte Klischees zielsicher umschifft, er singt nicht vom gloriosen Eisenbahnerstreik, auch nicht vom vorletzten Whiskey oder dem Nebel im Zauberwald. Seine Texte sind introspektiv, seine Songs meist begleitet er sich lediglich auf der Akustischen – verbinden klassische Folk-Harmonien mit einer deutlichen Indie-Attitüde, seine Melodien schlagen schon mal eigenartige Haken, die den Traditionalisten womöglich die Haare zu Berge stehen lassen. Ein Stück wie „Conversation “ klingt streckenweise, als hätte man Beck den Sampler gestohlen, kleine Perlen wie „Superimposition“, „Happy Adversary“ und „Mouthpiece“ wurden eindeutig von Syd Barrett und Graham Coxon inspiriert, woran man nichts Schlechtes finden sollte. Eine feine und leise Platte, die mit jedem Anhören wächst. Das kann man gar nicht laut genug sagen. >>>
www.jamesorrcomplex.co.uk
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