The Jeevas – 1 2 3 4
Da stimmt was nicht mit dem Raum-Zeit-Kontinuum: Crispian Mills ist das Kunststück gelungen, in nur sieben Jahren ein ganzes Jahrzehnt zu überspringen. 1996, noch mit seiner Band Kula Shaker, ließ er auf deren Debüt K den indisch inspirierten Flower-Pop der Spätsechziger hochleben, um sich dann drei Jahre später mit Peasants, Pigs & Astronauts leider im folkloristischen Hippie-Nirvana zu verlaufen. Und nun ist Mills doch tatsächlich in den siebziger Jahren angekommen. Das heißt: Rock mit Trio-Besetzung, die Sitar bleibt im Koffer, und die Erkenntnis, dass die englische Sprache doch von mehr Menschen verstanden wird als Sanskrit, hat sich bei Mills offenbar durchgesetzt. Und noch was: Im Gegensatz zu Kula Shaker, die so britisch waren wie Tee um fünf und Sausage Rolls, klingen The Jeevas einen Hauch amerikanischer. Dylan stand Pate, am deutlichsten vielleicht bei „What Is It For?“, einem ohnehin reichlich lustigen Bastard. Die Gitarre ist von Hendrix inspiriert, die Strophe könnte von Dylan stammen, während der Refrain „Don’t Let Me Down“ den Beatles verdächtig nahe kommt. Aufpassen, Mills: Eine Plagiats-Klage von Paul und Yoko dürfte teuer werden. Die Herren Jagger/Richards sind sicher auch nicht viel billiger und könnten dir den Song „Ghost“ übel nehmen. Der klingt nämlich streckenweise wie „Beast Of Bürden“. Du legst dich immer mit den Falschen an: Den einen Gitarrenlauf bei „Silver Apples“ könnte Andrew Lloyd-Webber als sein geistiges Eigentum identifizieren, sofern er sich an jesus Christ Superstar überhaupt noch erinnert. Zusammengenommen bedeutet das Schadenersatz in Höhe des amerikanischen Militäretats oder einen Job als Tellerwäscher in McCartneys-Veggie-Burger-Laden. Dass 1234 altmodisch klingt, macht nichts. Dass The Jeevas manch nette Melodie kackfrech klauen, wiegt schon etwas schwerer. Originalität ist was anderes. Zum Beispiel Texte in Sanskrit. 3 www.thejeevas.com
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