The Jeffrey Lee Pierce Sessions Project – We Are Only Riders

Freigeist, Getriebener, genialischer Songwriter, charismatischer Performer, Drogenwrack, früh gealterter Schmerzensmann: Jeffrey Lee Pierce lebte schnell und starb (relativ) jung. Seltsam aus der Zeit gefallen kam er einem vor, eher an einen manischen Prediger aus versunkenen Minstrel-Show-Zeiten erinnernd denn an einen Rockstar. Seinen Gun Club jagte er durch swampy Voodoo-Country-Blues-Rock-Tunes, schwarz wie die Nacht, delirierend wie in Fieberträumen. 17 Jahre nach seinem letzten Album, RAMBLIN‘ JEFFREY LEE & CYPRESS GROVE WITH WILLIS LOVE, und 14 Jahre nach seinem Tod gedenkt nun besagter Cypress Grove alias Tony Chmelik samt besagtem Willie Love und allerlei Gaststars mit WE ARE ONLY RIDERS des toten Freundes.

Alles begann mit drei vergessenen Pierce-Songs – „Ramblin‘ Mind“, „Constant Waiting“ und „Free To Walk“ -, die Chmelik auf einem verstaubten Tape in einer Kiste auf dem Dachboden seiner Londoner Wohnung entdeckte. Drei Jahre sollte es dauern, „to turn these pencil sketches into oil paintings“ (Chmelik). Nick Cave, Mark Lanegan, Johnny Dowd, David Eugene Edwards und andere Düstermänner und -frauen erweisen ihre Reverenz – mit kaputtem Country und zerschossenem Blues, schrägem Folk und spukigen „Walls of Noise“. Von besagten „Dachboden-Tracks“ gibt’s je drei Versionen, dazu kommen sechs weitere unveröffentlichte Stücke. Einzig Debbie Harry darf auf Bekanntes („Lucky Jim“) rekurrieren. Faszinierend? Furios? You bet. Die Gun-Club-Alben bleiben natürlich unerreicht.