The Karelia – Divorce At High Noon
Vereinzelt gibt es sie noch in Britannien, und beim Hören dieser Platte sieht man sie förmlich vor dem geistigen Auge, gehüllt in Zigarettenrauch und nachlässig, weil wie selbstverständlich getragene Maßanzüge: Dandys. The Karelia nennen sich diese vier Herrschaften, die so britisch daherkommen, wie es Schotten wohl gerade noch erlaubt ist. Mal melodramatisch, mal mit Hang zur exaltierten Komik wildern sie in den Jagdgebieten von Mood-Meistern wie Element Of Crime oder den Tindersticks – rotweintrunken schrubbt die Akustische, streicheln Besen über Felle, tröten Trompeten. Kurze Britpop- und gar Surf-Anfälle, dann wieder treiben sich die vier in den Kaschemmen der 20er Jahre herum, legen los wie eine zu allem entschlossene Salonband im Champagnerrausch. Und Sänger Alex Huntleys schwankt dazu zwischen einem besonders relaxtem Jim Morrison, dem vor vier Stunden jemand den Weg zur nächsten Whiskey-Bar gezeigt hat und mild-pathetisch-exzentrischem Crooner, der mal die Träne im Knopfloch trägt, dann wieder beißenden Spott mit seinen Mitmenschen treibt. Nicht jeder Song trifft ins Schwarze, und manchmal läuft die bisweilen etwas zu zwanglos draufloströtende Trompete von Allan Wylie ins Leere – aber ich bitte Sie: nichts, wozu sich nach zwei, drei Gläschen Bordeaux nicht ein Schwof tun ließe.
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