The Lightning Seeds – Cloudcuckooland

Wollte man gehässig sein, könnte man sagen: Band-Boß Ian Broudie hat ganz gut daran getan, seinen ersten Ausflug auf eigene Faust unter einem Bandpseudonym zu veröffentlichen. Natürlich hat das offiziell einen ganz anderen Grund: Produzent und Studiomusiker Broudie – er war unter anderem Echo and The Bunnymen, The Fall oder The Icicle Work zu Diensten – erklärt The Lightning Seeds als offenes Musikprojekt. So gesehen auch ein Vorteil – möglicherweise könnten ihm ja diverse Gastmusiker ein paar neue Ideen zuflüstern. Davon gibt es nämlich auf CLOUDCUCKOOLAND herzlich wenig. Was sich auf der Vorabsingle „Pure“ noch als sanfte Überraschung der Popwelt angekündigt hat, leichte Klänge für’s Herz, schlicht und ergreifend, verwässert auf der LP größtenteils in einen Einheitsbrei schwachbrüstiger Melodien, zugekleistert mit oberflächlichen Arrangements, Ian Broudie schwelgt in seiner rosaroten Popmärchenwelt zwischen Synthies, Kitsch, Klischee und Kunststoffgefühlen. Das Ergebnis ist nicht gerade unerträglich, aber über weite Strecken ganz einfach zu belanglos. Schade, in lichten Momenten wie „Pure“ oder dem entspannten Opener „All I Want“ beweist Broudie so eindeutig, daß er zu der genialen Gratwanderung zwischen Kitsch und Größe in der Lage sein kann. Um allerdings in die Gefilde seines einstigen Arbeitgebers und Mitstreiters Ian McCulloch einbrechen zu können, sollte sich Broudie tunlichst öfter auf seinen Gitarristenjob besinnen, als voll kindlichem Entzücken mit billigen Effekten und aufgesetzten Backgrounds herumzuspielen. Dann könnte man im CLOUDCUCKOOLAND das „Pure“ Vergnügen gewiß weit intensiver erleben.