The Long Winters – When I Pretend To Fall

In noch jungen Jahren schon wunderlicher Träger eines Bartes, der zum Rauschen neigt. Der du an die Heilkraft schlichter Lieder, an die Gerechtigkeit und an den Segen von oben glaubst: Hinein in die Kiste mit dir, in dem der schlecht gezeichnete Junge mit seiner Wollmütze und E von der Aal-Bande schon warten. John Roderick, Musiker und Vagabund, in Alaska geboren, nach Seattle verzogen und später von Amsterdam nach Istanbul getrampt, ist einer von jenen, für die man immer eine Fertigsuppe im Schrank stehen hat. Weil sie einen anrühren, so freundlich anpuffen, damit man mal darüber nachdenkt, welche Ideale früher für einen zählten. Freundschaft, Liebe und so. Und ganz ehrlich und gar nicht vorwurfsvoll fragt John Roderick dann: „Und, wie steht es heute?“ Die Musik, die er mit Freunden zu dieser Art der Annäherung spielt, kommt ebenso kumpelhaft daher, nie belanglos, aber gerne vergnügt. Zum An-Halmen-Knabbern. Ist nicht zu bescheiden produzierter und melodieseliger Pubrock, Folk für draußen und Hymne auch, gar mit Pomp, wo es das große Gefühl verlangt. Weniger Dylan oder sonst was denkmalriesiges Altes, vielmehr New Radicals auf der einen und Billy Bragg auf der anderen Seite blicken da durch, als der damals den Weg ins Private suchte und sich eine ordentliche Band. Viele Geschichten sind immer die gleichen, und letztlich ist freilich jeder Winter zu lang. John Roderick kann aber gut mit dieser Erkenntnis leben, wie es scheint.

Word up: „I am a tree. Build a nest in my hair. Your voice appeals to me. It’s exactly how I feel.“ (aus „It’ll Be A Breeze“)

>>> www.thelongwinters.com