The Low Anthem – Oh My God, Charlie Darwin
Ein grandioses Album zwischen Americana, Folkund Bluesrock.
Das passende Möbel zu dieser Musik ist auf jeden Fall ein Ohrensessel. Mit nachhaltiger Langsamkeit haben einen die ersten beiden Songs von OH MV GOD, CHARLIE DAR-WIN, dem neuen Album von The Low Anthem, in die Sitzgelegenheit gepresst, es regiert die große Zärtlichkeit, mit der Ben Knox Miller „Charlie Darwin“ und „To Ohio“ singt – und dann kommt alles anders. Weil zwei krachige Eckkneipenschunkler folgen, die auch bei trainierten Tresenstehern ein leichtes Summen in den Kniegelenken auslösen. Spätestens da wünscht man sich wieder den Ohrensessel herbei: einfach mal fallen lassen, sich rechts und links festhalten und anlehnen ist das Gebot der Stunde. Oder wie es Miller formuliert: “ Die leisen Songs lassen die lauten noch lauter klingen, und umgekehrt.“ The Low Anthem vertiefen gekonnt viele alte und schöne Kerben; sie finden ihren Platz zwischen Neil Young, Tom Waits.The Band und den Neo-Folkern von den Fleet Foxes. Und weil The Low Anthem im Koordinatendreieck zwischen zartem Folkrock, Sehnsüchteindern Americana und stampfendem Bluesrock ihre ganz eigenen Punkte markieren und weil Ben Knox Miller mal so unschuldig singt wie ein notorischer Gänseblümchenpflücker und dann wieder klingt, als würde er jeden Tag mit Eisenspänen gurgeln, kann man entzückt feststellen: Jawohl, Evolution geht auch im Ohrensessel. Schade, dass Charles Darwin, der der Welt so viel Gutes beschert hat, das nicht mehr hören kann.
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