The Marble Man – Sugar Rails

Man muss Josef Wirnshofer jetzt schon schützen. Kaum hatte der 18-jährige Oberbayersein erstes Songdutzend zusammen, hörte und las man Vergleichsreihen, an deren Ende gottgleiche Eminenzen und für gewöhnlich Unantastbare standen. So fand der Wirnshofer Josef sich plötzlich auf einer Stufe mit Nick Drake, Ellion Smith, Conor Oberst und dem jungen Beck wieder, einem herrlichen Verein von Songwritern, die ihm leider nur nicht beim Abitur helfen konnten. Halten wir den Ball also lieber flach: Es ist doch ehers, dass jeder so einen Josef kennt, den Jungen, der schon damals in der Schule so klasse Songs schrieb und spielte. Die meisten dieser Josefs kursierten aufverknickten Landschulheim-Fotos mit Klampfe, und sie verschwanden nachher in unserer Erinnerung. Josef Wirnshofer aber gab sich und seiner Musik einen Namen (The Marble Man), schickte eine Demo-CD an den „Zündfunk“ des Bayerischen Rundfunks und gewann damit einen Auftritt bei den „Bavarian Open“. Dieses Album hater solo-fi aufgenommen, wie er wollte, im Dachboden daheim in der Nähe von Traunstein. Doch die Musik von Josef Wirnshofer scheint von weit, weit her zu kommen, sie sucht erst gar nicht den Kontakt zum Bodenpersonal des aktuellen deutschen Pop. Wirnshofer besingt den Verlust des Mondes und das Rückwärtserzählen, er taxiert seinen Gefühlshaushalt in Dreiminutenassoziationen. Das sind Songs, in denen aber auch alles am rechten Fleck sitzt, die Melodien, die Crooves, die kurzen, rasanten Ausflüge in die Beat-Herrlichkeit („Sugar Rails“), selbst die Bongos im Folk-Pfeffer („Dressed Up In White“) und das Akkordeon im bajuwarischen Country-Song „That’s All Right Now“, der so resignativ endet: „You don’t listen to me anyway“. Meist aber spricht und spielt Josef Wirnshofer mit seiner Gitarre wie…, den Vergleich, der sich jetzt aufdrängt, verkneif ich mir. Schützt den Künstler, er wird’s uns danken.

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