The Neville Brothers – Neville-Ization

Warum sie es bis heute nicht geschafft haben, bleibt wohl eines der großen Rätsel des internationalen Musik-Geschäfts. Dabei haben die Neville-Brüder Aaron. Charles. Art und Cyril – letztere bildeten einst den Kern der „Meters“ – eigentlich all das, was vielen schlaffen Funk-Ärschen an der Chartspitze total abgeht: Die Brüder können singen, sie können Musik schreiben und Musik spielen, sie haben ein instinktives Gefühl für Rhythmen und ein begnadetes Ohr für Melodien. Was zum Teufel fehlt da eigentlich noch?!

Auf diesem Live-Mitschnitt aus dem „Tipitina’s“ in New Orleans, dem Heim von Professor Longhair. ziehen die Nevilles mit Bravour ihre routinierte und doch spritzige Bühnenshow ab. Zusammen mit lan Neville. Darryl Johnson, Willie Green und Brian Stolz stehen da neun verschärfte Vollblut-Musiker auf der Bühne.

„Cosmopolitan funk, New Orleans style“ umschrieb das US-Magazin „Time“ die exquisite Mixtur aus Soul, Funk, Rock, Cajun und Voodoo-Zauber à la Dr. John – und wählte die Platte zu einer der zehn besten Rock-Veröffentlichungen des Jahres 1984. Vor PURPLE RAIN!

Wer nun die letzte hierzulande veröffentlichte LP FIYO ON THE BAYOU (1981) der Nevilles noch im Ohr hat. der kann sich vielleicht vorstellen, was dort am 24.9.82 auf den Brettern in New Orleans abging. Die Songauswahl ist einfach vortrefflich: Angefangen von Bobby Womacks „Womans Gotta Have It“ über Professor Longhairs „Big Chief“, in dem das atmosphärische Flair von New Orleans geradezu greifbar wird, bis hin zu Duke Ellingtons „Caravan“. Auch die Neville-Version von „Fever“ – als feuriger Rhythm & Blues – und Aarons Vokalverausgabung im Soul-Klassiker „Tell It Like It Is“ von 1966 suchen Vergleiche. Keep it rocking, Nevilles!