The New Archie Shepp Quartet – Tomorrow Will Be Another Day

Man muss Archie Shepp lieben. Man muss Archie Shepp hassen. Lieben für seine Fähigkeit, auch im Herbst seines Lebens noch manchmal Musik zu können, die vom Ansatz her – nicht vom Sound – mit seinen visionären Großtaten Ende der sechziger, Anfang der siebziger Jahre mithalten kann. Hassen dafür, dass er immer wieder in die Bequemlichkeit versinkt, Standards zu erforschen, die überhaupt nicht mehr erforscht werden wollen. Bebop in a Bebop way. So schön Monks „Blue Monk“ ist, auf Shepps knorrige Interpretation hat die Musikwelt nicht gewartet, noch nicht einmal die Jazzwelt. Mit seinem neuen Quartett – der Legende Amina Claudine Myers (p, voc), Cameron Brown (b), Ronnie Burrage (dr) – gibt sich Shepp (ts, ss, voc) versöhnlich bis milde – bis auf das soulige „Call Hirn“ und den Gospel „It’s All Right“, beides Myers-Kompositionen. Den Höhepunkt hebt sich der Altmeister für den Schluss auf: „Mama Rose“, Shepps eigener Klassiker, in einer funkensprühenden 22-Minuten-Version, aufgenommen 2000 beim INNtöne-Festival in Österreich. Hier brilliert der 66-Jährige auf dem Sopransaxofon und lässt seinen Musikern allen improvisatorischen Freiraum. Man muss Archie Shepp lieben.

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