The Pixies – Come On Pilgrim/Surfer Rosa; The Pixies – Doolittle; The Pixies – Bossanova; The Pixies – Trompe Le Monde; :: Verschroben
Zumindest ansatzweise hat das brillante 2-CD-Set DEATH TO THE PIXIES im vergangenen Jahr das Bedürfnis gestillt, die Musik der Pixies auf Silberling zu ergattern. Mit fünf Original-Alben auf vier CDs schließen sich nun die Repertoire-Lücken im Oeuvre der wegweisenden 8oer Jahre-Band. Nach nur knapp fünfjähriger Existenz hinterließen die Pixies ein göttliches musikalisches Erbe, das von Grunge-Pionieren wie Nirvana und Co. gierig aufgesogen und originell fortgeführt wurde. Gleich mit dem dunklen Mini-Album COME ON PILGRIM zeigte Band-Mastermind Black Francis 1986 zum Einstand seine Vielseitigkeit: Potentes Songwriting, Flamenco-Gitarren, spanische und englische Lyrics sowie sein markerschütterndes Heulen setzten in dieser Verbindung neue Maßstäbe, die von abstrusen Texten über Geschlechtskrankheiten, Inzest, Huren, Masturbation und einer Leiche namens Ed noch getoppt wurden. Gleiches gilt für den von Producer Steve Albini soundtechnisch verfeinerten ersten richtigen Longplayer SURFER ROSA: Manischer, bis zum Wahn betriebener Sex, aber auch harte Gewaltphantasien bestimmten die Songthemen und präsentierten die Pixies in kompositorischer Hochform. Kim Deals Song „Gigantic“ klingt dabei – wie ein Kritiker süffisant anmerkte – wie Velvet Undergrounds „Sweet Jane“ gesungen von Jamie Lee Curtis mit Sonic Youth als Backingband. Löblicherweise finden sich die stilistisch eng verwandten beiden ersten Longplayer im Re-Release auf einer CD als COME ON PILGRIM/SURFER ROSA, 5 Sterne. Zu den besten Alben aller Zeiten gehört DOOLITTLE, 5 Sterne, von 1989 – trotz leichter Schwächen. Zwar baut sich in der ersten Hälfte der Platte mit „Wave Of Mutilation“, „Monkey Gone To Heaven“, „Debaster“ und „Here Comes Your Man“ eine unerhörte Spannung auf- inhaltlich trifft Blutgemetzel auf Zoologie, Bunuel auf Science-Fiction. Doch mit „No. 13 Baby“ und dem gähnendlangweiligen „Silver“ befinden sich zwei hartnäckige Songnieten auf dem Album, die das gute Gesamtbild des kommerziellen Durchbruchswerk von Black & Co. ein wenig stören. Black Francis‘ verquerer Charakter schlägt sich einmal mehr in der 1990 veröffentlichten Surf-Craziness von BOSSANOVA, 3 Sterne, nieder. Der ewige kalifornische Good-Time-Vibe der Beach Boys wird darauf mit seiner Antithese – dem chaosverliebten, satanischen Manson-Clan – verbunden. Eine historisch korrekte (tatsächlich förderte Beach Boy Dennis Wilson Charles Manson zumindest eine Zeitlang), aber dennoch seltsam anmutende Paarung. Anstatt die Rockmusik neu zu definieren,füllen die Pixies ihre neugewonnene Rolle als „Everybodys Alternative Darling“ nur leidlich mit Leben. Mit „Velouria“, „Dig For Fire“, „The Happening“ und „Stormy Weather“ gelangen der Band zumindest vier großartige Songs. Die Surfhymnen hingegen klingen konstruiert, und der Rest ist Füllstoff. Einen Aufschwung hatten die Bandmitglieder, die sich auf persönlicher Ebene mehr und mehr entzweiten, mit dem ein Jahr später produzierten TROMPE LE MONDE, 4 Sterne. Der einst spektrumreiche Sound ist darauf einer spontanen, schwermetallischen Musik gewichen. Francis‘ UFO-Obsessionen schlagen hier voll durch: „Planet Of Sound“, „Head On“ und der Titeltrack kombinieren galaktische Soli mit kathedralengleich aufgetürmten Harmonien. Verrücktheiten wie das verdorbene „Sabbacultcha“ und das strahlende „U-Mass“ unterstreichen die glorreiche Unangepaßtheit einer Band,die mit ihren ungewöhnlichen Soundexperimenten selbst heute noch zu den coolsten dieses Planeten zählt.
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